Nikolaus Senn war kein Banker, sondern ein Bankier. Und er hat nie ein Blatt vor den Mund genommen. Nichts desto trotz hat sich Senn in der damaligen Bankgesellschaft SBG von ganz unten nach oben gearbeitet.
Schnelle Karriere bei der SBG
1951, nach seinem Studium der Jurisprudenz, ging Senn als Praktikant zur SBG und machte rasch Karriere. Als Präsident stand er während acht Jahren der Gerneraldirektion vor, 1988 wurde er zum Verwaltungsratspräsidenten der Bankgesellschaft gewählt, acht Jahre später zum Ehrenpräsidenten.
Als Banquier wollte Senn nicht nur Geld verdienen. Er engagierte sich auch als Sanierer bei verschiedenen Industrie-Unternehmen. Er verstand die Hilfe für Unternehmen in Krisensituationen als Verpflichtung der Banken. «Es ist das Gegenstück zu unserer Gewinnsituation, der Wirtschaft in kritischen Situationen zu helfen», sagte er einst.
Umstrittene Geschäfte mit Südafrika
Senn war massgeblich am Auf- und Ausbau des internationalen Geschäfts der Bankgesellschaft beteiligt. Er unterhielt auch Beziehungen zum Apartheid-Regime in Südafrika. «Es ist nicht Aufgabe der Banken, in der Welt die Regime zu ändern», sagte er dazu. Wäre dies anders, dürften die Banken – und die Schweizer Wirtschaft – mit zwei Dritteln der Länder nicht mehr verkehren, so Senn.
1996 ging der Banquier in Pension, zwei Jahre später fusionierten seine Bankgesellschaft und der Bankverein zur UBS. Auch als Pensionierter nahm Senn kein Blatt vor den Mund. So kritisierte er die hohen Bonus-Zahlungen in der Ära Ospel als ungerechtfertigt.