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Interview mit Nick Hayek
Aus News-Clip vom 03.02.2017.
abspielen. Laufzeit 12 Minuten 56 Sekunden.

Nick Hayek im SRF-Interview Batterien für die Welt aus dem Jura – und eine neue Smartwatch

Der Swatch-Chef über seine revolutionäre Batterie, die künftig Autos, E-Bikes, Drohnen und Uhren antreiben soll und die er im Jura produzieren will. Zudem spricht Nick Hayek über seine Pläne für eine neue Smartwatch, die der Konzern vollständig in der Schweiz entwickelt.

Der Chef des grössten Uhrenkonzerns der Welt hat grosse Pläne im Batterienmarkt. Diesen will Nick Hayek mit der Firma Belenos, an der Swatch 50 Prozent hält, erobern. Die neuartige Batterie soll 30 Prozent leistungsfähiger sein als die heutigen.

SRF News: Vor gut einem Jahr haben Sie angekündigt, mit Ihrer Firma Belenos eine neuartige Autobatterie auf den Markt zu bringen. Wie kommt das Projekt voran?

Nick Hayek

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Seit 2003 ist Hayek Präsident der Konzernleitung und seit 2010 Mitglied des Verwaltungsrates der Swatch Group. Vor dieser Tätigkeit arbeitete er im Filmgeschäft. itte der 1980er Jahre gründete er seine eigene Produktionsfirma Sésame Films in Paris.

Nick Hayek: Mit Belenos haben wir eine neue Technologie entwickelt, um Vanadium einzuführen. Das neue Material ist viel leistungsfähiger und weniger rar als Lithium, einzuführen. Auf dieser Technologie haben wir über 20 Patente. Die Forschung und Entwicklung ist abgeschlossen.

Wir sind jetzt daran, in Itingen (BL) einen Prototyp der Produktionslinie in Betrieb zu nehmen, wo wir dann mit Geely, unserem Partner in China, die ersten Batterien für die Mobilität auf ihren Autos ausprobieren werden.Es wird aber noch zwei bis drei Jahre dauern, bis wir die nötigen Zertifizierungen bekommen. Es geht aber nicht nur um Batterien für Autos. Die gleiche Technologie verwenden wir auch für kleinere Geräte wie E-Bikes, Drohnen und Uhren.

Wie sieht der Fahrplan beim E-Bike aus?

Dort wird es sicher viel schneller gehen. Wir haben Partner, auch in der Schweiz, mit welchen wir diese Batterien zum Teil schon testen.

In einem Interview haben Sie gesagt, das Umsatzpotential bis 2020 liege bei 10 bis 15 Milliarden Franken. 15 Milliarden sind etwa doppelt so viel wie der Umsatz der Swatch Gruppe. Wird Swatch irgendwann zum Batteriekonzern?

Belenos ist eine eigenständige Firma, an welcher die Swatch Gruppe beteiligt ist. Mit der Strategie der Swatch Gruppe hat diese nichts zu tun. Belenos soll den Batterienmarkt der Zukunft bedienen. Unsere Technologie ist eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft. Selbstfahrende Autos und Roboter brauchen Energie. Die Mobilität ist nur ein Aspeit davon.

Heute kommen solche Batterien aus Japan, Korea und China. Wir müssen dieses Terrain nicht ihnen überlassen. Wir brauchen jemanden, der die Fähigkeit hat, die Batterien hier herzustellen.

Inwiefern hat das Thema Smartwatch Ihr Jahresergebnis beeinflusst?

Überhaupt nicht.

Was planen Sie in diesem Bereich?

Die Smartwatch ist, wie ich es schon immer gesagt habe, eine Chance für die Schweizer Uhrenindustrie. Die Smartwatch ist keine Uhr. Sie ist als Consumer-Electronics-Produkt lanciert worden. Und darum hat sie auch nicht das erreicht, was alle Leute vorausgesagt haben.

Aber jetzt wissen wir, was der Konsument tatsächlich will, wo die Fehler stecken und was man tun muss, damit die Smartwatch tatsächlich erfolgreich wird. Und wir machen sie Swiss Made und zwar von A bis Z. Zusammen mit den Universitäten und Organisationen, die wir hier in der Schweiz haben. Aber mehr dazu lesen Sie in einer Zeitung am Sonntag.

Sie sagten, nach einem schwierigen 2016 geht es 2017 wieder aufwärts. Was stimmt Sie so optimistisch?

Es gibt mehr Chancen als Risiken. Zum Beispiel in Amerika. Ich bin nicht unbedingt einverstanden mit den Instrumenten, die Trump anwenden will.

Die Industrialisierung wieder ins Land zu bringen, damit die Mittelschicht wieder mehr verdient, ist gut für uns.

Denn die Mittelschicht kauft unsere Produkte – die Mittelschichten in China, in Indien und in Amerika.

Haben Sie Stellen abgebaut oder Kostensenkungsprogramme lanciert?

Wir versuchen an jeder Front, die Kosten zu optimieren, bessere Produktionsmittel herzustellen, effizienter zu sein. Aber wir betrachten das Personal nicht als Kosten. Unser Personal ist das Kapital, so dass wir schnell wieder auf Tempo kommen. In unseren Fabriken haben wir keine Stellen abgebaut.

Wir brauchen unsere Leute und akzeptieren auch eine tiefere Marge. Wir haben eine Marge von 10 bis 11 Prozent. Die Analysten wollen aber, dass wir 17 bis 18 Prozent machen und dass wir die Leute entlassen. Und dann sollen wir sie wieder engagieren, wenn es hochgeht? Nein, wir behalten unsere Leute. Wie akzeptieren ein bisschen weniger Gewinn. Aber dann haben wir die Leute an Bord, und sie sind motiviert. Das ist unsere Philosophie.

Und Verlagerungen ins Ausland – gibt es solche Überlegungen bei Ihnen?

Sind Sie verrückt? Das Gegenteil ist der Fall: Wir konzentrieren noch mehr. Sogar im untersten Marktsegment müssen sie dort produzieren, wo Sie die Forschung und Entwicklung betreiben. Das dürfen Sie nicht voneinander trennen. Und die Lohnkosten sind nicht der grosse Anteil in einem Land. Schauen Sie, in der Schweiz haben wir eine fantastische Infrastruktur und flexible Bewilligungsmechanismen.

Lohnkosten dürfen nie der Grund sein, um zu delokalisieren. Wir investieren sogar vermehrt in der Schweiz. Wir wollen etwa unsere Autobatterie im Jura bauen.

Das Interview führte Andreas Kohli.

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