Die Europäische Zentralbank gibt heute Nachmittag ihre weitere Geldpolitik bekannt. Schon jetzt steht fest, dass sie die Wirtschaft weiterhin mit billigem Geld versorgen wird. Die Zinsen bleiben tief. Auch für die Schweiz hat diese Politik durchaus ihre angenehmen Seiten.
So profitiert der Bund vom billigen Geld. Die Zinslast ist innerhalb weniger Jahre um fast die Hälfte gesunken, von vier auf zwei Milliarden Franken. Es können also pro Jahr fast zwei Milliarden Franken gespart werden – wegen tiefer Zinsen, aber auch weil der Schuldenberg generell etwas kleiner geworden ist.
Nur so viel wie nötig
«Wir gehen davon aus, dass die Zinsen noch eine Zeit lang tief bleiben. Damit können wir uns auch weiterhin billig verschulden», sagt Serge Gaillard, Chef der Eidgenössischen Finanzverwaltung. Trotz rekordtiefer Zinsen bleibt der Bund aber zurückhaltend bei der Aufnahme zusätzlicher Kredite: «Wir verschulden uns natürlich nur so stark wie nötig.»
Gaillard verweist auf die gute Finanzlage beim Bund. Dank Überschüssen in den letzten acht Jahren nahmen auch die Schulden ab – auf zurzeit noch 110 Milliarden Franken. Ein Teil wird Jahr für Jahr an den Kapitalmärkten refinanziert. Wenn also ein Kredit ausläuft, wird er durch einen neuen, billigeren ersetzt.
Negativzinsen für kurzfristige Anleihen
Im laufenden Jahr hat der Bund neue Anleihen im Wert von fast sieben Milliarden Franken platziert. Im Juni beispielsweise war es eine Anleihe mit einer Laufzeit von 50 Jahren zu einem Zins von lediglich 1,6 Prozent. Kurzfristige Kredite werden gar belohnt. «Es gibt im Moment soviel Liquidität auf dem Markt, dass wir uns bei drei oder sechs Monaten gar zu Negativzinsen verschulden können», sagte Gaillard.
Von den tiefen Zinsen profitieren auch die Kantone und Gemeinden. Auch sie sparen Geld. Die Zinspolitik der EZB ist demzufolge auch hierzulande deutlich spürbar.
(brut:lin)