Die Credit Suisse hat im letzten Jahr 2,9 Milliarden Franken Verlust eingefahren. Hauptgrund für die tiefroten Jahreszahlen sind Wertberichtigungen in der Investmentbank in der Höhe von 3,8 Mrd. Franken, wie die CS mitteilt. Die Bank habe nun mit ihrer Vergangenheit aufgeräumt, sagt Konznerchef Tidjane Thiam zu SRF.
Deshalb betrug der Konzernverlust allein im vierten Quartal 5,8 Mrd. Franken. In den Kerndivisionen flossen der Bank im Schlussquartal insgesamt Netto-Neugelder von 4,4 Mrd. Franken zu.
Hohe Sonderkosten belasten
Ein Grossteil der Wertberichtigungen im Umfang von 3,8 Mrd. Franken geht auf den im Jahr 2000 getätigten Kauf der amerikanischen Investmentbank Donaldson, Lufkin&Jenrett (DLJ) zurück. Zu den Goodwill-Abschreibungen kommen noch bereits im vierten Quartal verbuchte Kosten für den Umbau der Bank in der Höhe von 355 Mio. und 821 Mio. Rückstellungen für Rechtsfälle.
Ohne diese Sondereffekte hätte die Credit Suisse letztes Jahr einen bereinigten Vorsteuergewinn von 4,2 Mrd. erzielt.
Schweizer Bank schneidet gut ab
In der Schweiz hat die CS gut gearbeitet: Die Swiss Universal Bank erzielte einen Vorsteuergewinn von 367 Mio. Franken, alle übrigen Sparten erlitten Verluste (International Wealth Management -20 Mio., Asia Pacific -617 Mio., Global Markets -3,5 Mrd. und Investment Banking&Capital Markets -497 Mio. Franken). Die Credit Suisse veröffentlicht ihre Zahlen zum ersten Mal entlang diesen Kerndivisionen.
4000 Stellen schneller abbauen
Angesichts der schlechten Zahlen beschleunigt die Credit Suisse ihr Kostensenkungsprogramm, mit dem sie jährlich 500 Mio. Franken einsparen will. Dabei werden 4000 Stellen gestrichen – früher als ursprünglich geplant.
Im Oktober hatte CS-Chef Thiam den Abbau von weltweit 5400 Stellen angekündigt innerhalb von drei Jahren. 1600 fallen in der Schweiz weg. Nun wird die Mehrheit der Jobs rascher abgebaut, die Gesamtzahl verändert sich damit aber nicht.
Trotz des Milliardenverlustes soll die Dividende unveränderte 70 Rappen pro Aktie betragen – in bar oder wahlweise in Form neuer Aktien.
Aktien so billig wie zuletzt 1992
Die Anleger zeigen sich davon wenig beeindruckt: Sie schickten die Aktie weiter auf Talfahrt. Bei Börsenschluss lag die Aktie mit einem Minus von 11 Prozent bei 14,73 Franken. Im Tagestief ging es bis auf 14,36 Franken hinab – das war der niedrigste Stand seit September 1992.
Wie die Zürcher Kantonalbank in einem Kommentar schreibt, konnte die Credit Suisse selbst die tiefen Erwartungen an das Jahresergebnis nicht erfüllen.
Einschätzung von Wirtschaftsredaktor Jan Baumann
Eine Überraschung ist der Konzernverlust der Credit Suisse nicht. Denn der neue CS-Chef Tidjane Thiam hatte im Herbst bereits signalisiert, dass es zu hohen Sonderkosten kommen könnte für die anstehende Bereinigung im Konzern. Nun ist eingetreten, was erwartet worden war: Mit 2,944 Milliarden Franken liegt der Jahresverlust auch ungefähr im Rahmen der Erwartungen. Zurückzuführen ist er hauptsächlich darauf, dass die Bank unter der neuen Führung eine Altlast aus dem Weg räumt: Im Jahr 2000 hatte die CS in den USA – während des damaligen Booms – zu einem überhöhten Preis Aktivitäten zugekauft. Diese haben seither deutlich an Wert verloren. Da nun der gesamte Investmentbanking-Arm der CS zurechtgestutzt werden soll, macht die Unternehmensleitung reinen Tisch. Zusätzlich belastet wird das Ergebnis durch Kosten für die laufende Restrukturierung der Bank. Ebenfalls negativ zu Buche schlagen bedeutende Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten. |
UBS glänzt mit Jahresabschluss
Im Gegensatz zur CS hat die Konkurrentin UBS am Dienstag einen Gewinnsprung um 79 Prozent gemeldet. Sie erzielte mit 6,2 Mrd. Franken das beste Jahresergebnis seit der Finanzkrise. Die Aktionäre erhalten mehr Dividende. Dennoch stürzte die Aktie an der Börse ab.