Telefonieren, SMS schreiben, Surfen. Für Schweizer im Ausland immer noch eine teure Angelegenheit. Nicht so für Europäer. Im Juni schafft die EU die Roaming-Gebühren ganz ab. Das heisst, EU-Bürger telefonieren im Ausland zum gleichen Preis wie zu Hause.
Das führt in der Schweiz zu einer schrägen Situation: «Mit gewissen Angeboten telefonieren Ausländer in der Schweiz günstiger als Schweizer», sagt Tarifexperte Oliver Zadori vom Vergleichsdienst «Dschungelkompass» gegenüber «10vor10». Zum Beispiel ein deutsches Aldi-Angebot. Es ermöglicht auch in der Schweiz für nur 11 Cent in der Minute zu telefonieren.
Margen sind hoch – zu hoch?
Der Vergleich zeigt jedoch, dass für Kunden, die viel mit dem Smartphone surfen, die Schweizer Abos günstiger sein können als die ausländischen. Der Vorteil der ausländischen Abos: Sie gelten – mit Einschränkungen – in ganz Europa. Darum sagt der Tarifexperte:
Wer nicht viel surft und viel im Ausland unterwegs ist, würde mit einem deutschen Abo teilweise günstiger fahren als mit einem Schweizer Anbieter.
Auch Mobilfunkanbieter hierzulande haben die Roaming-Gebühren in den letzten Jahren gesenkt, die Margen sind jedoch nach wie vor hoch. Schweizer Mobilfunkanbieter zahlen den ausländischen Firmen vier Cent pro Megabyte. Acht Cent verlangen sie im Schnitt von Schweizer Kunden – also gerade doppelt so viel. Noch höher sind die Margen bei den SMS: 4 Cent kostet der Einkauf, im Schnitt verrechnen die Schweizer Anbieter ihren Kunden 17 Cent pro SMS.
Für eine Minute Telefonieren zahlen Swisscom und Co. zwölf Cent, sie verlangen aber von Schweizer Kunden durchschnittlich 22 Cent. Dies ist offiziellen Zahlen des Bundesamtes für Kommunikation und der EU-Behörde Berek zu entnehmen.
Kritik auch von der Politik
Die Zahlen werden auch in der Politik zu reden geben. Dieses Jahr kommt die Revision des Fernmeldegesetzes ins Parlament. Auch eine Regulierung der Roaming-Tarife steht zur Debatte. Nationalrätin Natalie Rickli ist Präsidentin der Fernmeldekommission und kritisiert die hohen Margen: «Beim Roaming müssen unsere Anbieter keine eigentliche Leistung erbringen. Klar dürfen die Mobilfunkanbieter etwas verdienen. Aber es darf keine überrissene Preise geben.»
Auf Anfrage von «10vor10» betonen Sunrise, Salt und Swisscom, sie hätten vergleichbare Margen wie die EU-Anbieter. Ausserdem zeigt der Trend bei Swisscom und auch den anderen Anbietern in Richtung Flatrate-Abos. «Bei den meisten unserer Kunden ist Roaming schon einbegriffen», sagt Swisscom-Sprecherin Annina Merk.
Diese Abos sind aber teuer, kritisiert Priska-Birrer Heimo, Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz. Darum fordert sie eine Senkung der Roaming-Tarife für alle Kunden.