Die ruhmreichen Bergbau-Zeiten erlebte das Städtchen Cobalt vor 100 Jahren. Dort, in der kanadischen Provinz Ontario, sucht ein Schweizer heute wieder nach Schätzen. Der Unternehmer Reto Hartmann löst Edelmetallreste aus Minenschutt. Weil er damit gleichzeitig das Gestein von giftigem Arsen befreit, hat er umgerechnet rund eine Million Franken von der regionalen Wirtschaftsförderung erhalten.
Telefonverkauf eigener Aktien
Das Unternehmen, mit dem der 56-Jährige aus Minen-Abraum Silber und Gold gewinnt, heisst United Commodity. Um immer grössere Mengen an Minenschutt verarbeiten zu können, greift Reto Hartmann zusammen mit seinem Geschäftspartner Jochen Schäfer zu unkonventionellen Finanzierungs-Methoden: Am Zürcher Geschäftssitz bieten 25 Telefonverkäufer Aktien von United Commodity und einer Tochterfirma an. Über sechs Millionen Franken Einnahmen hat die United Commodity 2012 auf diese Weise generiert. Denn die Banken wollen das Risiko nicht finanzieren.
Ist United Commodity also ein finanzielles Abenteuer? Reto Hartmann verneint. «Wir haben die Firma so aufgestellt, dass sie sich nach vorne entwickeln kann. Und wir multiplizieren sie, wenn wir die Mittel haben; sonst machen wir es nicht.»
«Verdacht der Marktmanipulation»
Der Aktienkurs des Unternehmens hat innerhalb eines Jahres um rund 12 Prozent zugelegt, obwohl das Unternehmen seine Einnahmen hauptsächlich aus dem Aktienverkauf generiert. Im gleichen Zeitraum verlor der Goldpreis rund 26 Prozent. Laut Finanzchef Jochen Schäfer folge der Aktienkurs dem Aufschwung der Industrie-Titel.
Doch inzwischen hat sich die Deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin eingeschaltet, weil sich verunsicherte Anleger gemeldet haben. Die Bafin bestätigt gegenüber «ECO»: «Die Bafin führt derzeit eine Analyse wegen des Verdachts der Marktmanipulation in Aktien der United Commodity AG durch.»
Bewegte Karriere
Als ehemaliger Konzernchef von Valora (Kiosk AG) ist Reto Hartmann in der hiesigen Geschäftswelt kein Unbekannter. Im Juni 2003 wurde er dort entlassen. Er soll hinter dem Rücken des Verwaltungsrates daran gearbeitet haben, das Unternehmen an eine Investorengruppe aus Brasilien zu verkaufen. Hartmann akzeptierte die fristlose Kündigung nicht und klagte unter anderem auf Lohn- und Bonuszahlungen von rund 2 Millionen Franken. Das Berner Obergericht wies 2011 aber sämtliche Forderungen Hartmanns zurück.
Ab 2007 führte Reto Hartmann eine Firmengruppe, die sich auf nachhaltige Technologien spezialisiert hatte. Im April 2008 wurde er zum Verwaltungsratspräsidenten der GB Mining ernannt. Über eine Tochtergesellschaft versprach GB Mining lukrativen Phosphat-Abbau im westafrikanischen Guinea-Bissau. Nur wenige Monate später verliess Reto Hartmann jedoch das Unternehmen überstürzt. Anscheinend besass GB Mining keine gültige Abbaulizenz. Der Aktienkurs fiel steil gegen null.