Rund 35 Milliarden Franken betrug die Wertschöpfung der Banken in der Schweiz 2012. Als Anteil am Bruttoinlandprodukt machen diese 35 Milliarden knapp 6 Prozent aus. Dieser Wert sinkt seit mehreren Jahren. Auf dem Höhepunkt 2001 betrug dieser Anteil rund 9 Prozent. Damals stammte jeder 11. Franken, der in der Schweiz mit der Erstellung von Gütern oder der Erbringung von Dienstleistungen geschaffen wurde, von einer Bank. Heute ist es nur noch jeder 16. Franken.
Wertschöpfung noch tiefer?
Allerdings kommt nun eine Studie zum Schluss, dass die Wertschöpfung der Banken in der Schweiz um einen Drittel tiefer ist als bisher angenommen: nur 4 Prozent. Dies hat die Konjunkturforschungsstelle Liechtenstein im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco berechnet.
Der Grund für die Differenz sind die Risikoprämien: Das KOF Liechtenstein bezieht einen Teil der Zinserträge nicht in die Wertschöpfung ein, da diese für später anfallende Kosten zurückgelegt werden müssten, zum Beispiel für den Fall, wenn ein Kredit nicht zurückbezahlt wird.
Die Schweizerische Bankiervereinigung wehrt sich gegen diese Berechnungsmethode. «Wir verwenden die Daten des Bundesamtes für Statistik. Dieses verwendet internationale Standards bei der Berechnung der Wertschöpfung und kommt auf rund 6 Prozent», erklärt Raphael Vannoni, Ökonom bei der Bankiervereinigung. Zudem sei die Übernahme von Risiken eines der Hauptgeschäfte der Banken. Darum gehöre dies zur Wertschöpfung dazu.
Kersten Kellermann vom KOF Liechtenstein kontert: Dieses Berechnungsmodell sei schon verschiedentlich angewendet worden, etwa auf die Europäische Union oder die USA. Zudem würden viele Ökonomen, etwa auch solche von der London School of Economics, das Wertschöpfungsmodell ohne einen Teil der Risikoprämien definieren.
Erstmals weniger als 300 Banken
Aber auch abgesehen von dieser Experten-Diskussion ist klar: Die Banken verlieren an Bedeutung. So gab es Ende 2012 erstmals seit 150 Jahren wieder weniger als 300 Banken in der Schweiz, nämlich genau 297. Dies bestätigt ein Sprecher der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gegenüber «ECO». Ende 2011 waren es noch 312 Institute. Seit 1990, als es noch 625 Institute gab, ist das mehr als eine Halbierung.
Welche Banken sich 2012 vom Schweizer Finanzplatz zurückgezogen haben, verrät die SNB erst diesen Donnerstag an einer Medienkonferenz. Das prominenteste Beispiel ist wohl die Clariden Leu, die von der Credit Suisse integriert wurde. Der grösste Teil des Rückgangs dürfte aber auf Auslandsbanken zurückzuführen sein, die sich aus der Schweiz verabschiedet haben.
Nur 3 Prozent aller Beschäftigten
Betrachtet man nur die Anzahl Mitarbeiter, erscheint der Bankensektor noch kleiner. Denn derzeit arbeiten nur rund 3 Prozent aller erwerbstätigen Personen in der Schweiz bei einer Bank.
Raphael Vannoni von der Bankiervereinigung allerdings relativiert: «Wenn 3 Prozent aller Beschäftigten rund 6 Prozent der Wertschöpfung der Schweiz erzielen, zeigt das auch, dass die Wertschöpfung pro Mitarbeiter im Bankensektor mit rund 300'000 Franken überdurchschnittlich hoch ist im Vergleich zu anderen Branchen.»