Staaten können noch so viel Geld zur Terrorismus-Bekämpfung aufwenden, ganz lassen sich Anschläge nicht vermeiden. Das haben die schrecklichen Ereignisse in Paris letzte Woche wieder gezeigt. Das bewies aber auch etwa das Attentat auf den Boston-Marathon vor zwei Jahren.
Die USA hatten nach den Flugzeug-Angriffen auf ihr Land vom 11. September 2001 immense Summen freigesetzt, um gegen Terroristen vorzugehen. Laut Wirtschaftsprofessor Tim Krieger von der deutschen Universität Freiburg schätzen Studien die Ausgaben für die Kriege in Afghanistan und Irak auf circa 16 Milliarden Dollar – monatlich. Trotzdem blieb Amerika verwundbar. Sind diese Gelder also sinnlos ausgegeben worden?
Die Frage ist heikel, denn um menschliches Leben zu bewahren, sollte kein Preis zu hoch sein. Doch wie hoch der Preis letztlich ist, lässt sich nicht beantworten: Wie viele terroristische Akte die USA vereiteln konnten, kann niemand sagen. Was jedoch klar ist: Das Geld, das für die Terrorismus-Bekämpfung aufgewendet wird, führt zu Budget-Umwälzungen.
Sprich: Es fehlt anderswo. Diese Verlagerungen findet Tim Krieger dann «problematisch», wenn sie zu einer «überbordenden Sicherheitsindustrie und -bürokratie» führen. «Dann ist es ineffizient, dann macht es ökonomisch keinen Sinn mehr», so der Leiter eines Forschungsteams, das die wirtschaftlichen Auswirkungen des globalen Terrorismus untersucht.
Falsche Risiko-Einschätzung
Die zusätzlichen Beträge zur Abwehr von terroristischen Übergriffen in den USA sind Folgekosten. Sie entstanden aufgrund von Meinungs- und Verhaltensänderungen nach 9/11. Die Mehrheit der Bevölkerung verlangte von der Regierung verschärfte Sicherheitsvorkehrungen – oder begrüsste sie zumindest.
Folgekosten gab es jedoch auch, weil die Menschen dem Flugzeug nicht mehr trauten und selbst für längere Reisen innerhalb der USA das Auto nahmen. Diese Ausweichreaktion führte gemäss Tim Krieger unmittelbar nach 9/11 zu «über 300 zusätzlichen Verkehrstoten pro Monat», weil sich auf den Strassen markant mehr Unfälle ereignet hatten.
Sind Menschen emotional aufgewühlt, tun sie sich oft schwer damit, Risiken richtig einzuordnen. Aus Angst, selber Opfer eines Terroranschlags zu werden, überschätzten die Amerikaner diese geringe Gefahr – und blendeten gleichzeitig aus, um wie viel höher die Wahrscheinlichkeit ist, mit dem Auto zu verunglücken.
Wenn Investoren und Touristen ausbleiben
Folgekosten entstehen auch, wenn nach einem Terror-Anschlag Touristen und Investoren dem betroffenen Land den Rücken kehren. Besonders einschneidend ist dies bei Staaten oder Regionen, die mit einer anhaltenden Unsicherheitslage zu kämpfen haben, wie einst etwa Nordirland oder das Baskenland.
Die Vielzahl und Dauer der Folgekosten bringen es mit sich, dass sie die Schadenssumme, die der Anschlag selbst auslöst, meist um ein Vielfaches übersteigen. Unter diese direkten Kosten fallen Zerstörungen an der Infrastruktur wie Gebäude oder Verkehrsmittel – und, das Schlimmste, der Verlust an menschlichem Leben.