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«Verantwortlich sind der starke Franken und das billige Öl»
Aus SRF 4 News aktuell vom 06.01.2017.
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Positive Negativteuerung «Die Konsumenten sehen die tieferen Preise als Zückerchen»

Seit sechs Jahren sinken oder stagnieren die Preise in der Schweiz. Trotzdem spricht niemand von einer schädlichen Deflation, die Wirtschaft brummt weiter, wie Wirtschaftsredaktor Amman erklärt.

Klaus Ammann

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

SRF News: Obwohl die Preise seit mehreren Jahren sinken, läuten in der Schweiz keine Alarmglocken. Weshalb nimmt man die Negativteuerung hierzulande so ruhig hin?

Klaus Ammann: Wir beobachten in der Schweiz keine eigentliche Deflation, sondern eine negative Teuerung. Das ist viel positiver für die Volkswirtschaft. Die Preise sinken nicht, weil niemand mehr die Güter kaufen will, sondern wegen anderen Faktoren. Wichtigster Grund ist der starke Franken, der die Importe – etwa Kleider, Autos oder elektronische Geräte – günstiger macht. Ausserdem befindet sich der Erdölpreis auf einem historisch tiefen Niveau. Die Leute konsumieren also weiter, und auch die Wirtschaft wächst trotz sinkender oder stagnierender Preise leicht. Deshalb bleiben die Wirtschaftsauguren ruhig.

Den Schweizer Konsumenten geht es also besser als jenen in anderen Ländern, wo ein Preiszerfall dazu anspornt, zu sparen und Käufe auf später zu verschieben?

Genau. Zwar sind das alles Durchschnittswerte – nicht alles wird günstiger. So steigen bekanntlich die Ausgaben für die Gesundheit seit Jahren kontinuierlich. Alles in allem hat die Schweizer Bevölkerung aber nicht sparen müssen, sie hat weiter konsumiert. Die Löhne sind leicht gestiegen, die Preise leicht gesunken. Ganz anders sieht das in der EU aus: Dort sind die Preise zwar leicht gestiegen, trotzdem herrschte eine weit verbreitete Angst vor einer Deflation. Träte eine solche ein, würden die Leute immer weniger Geld ausgeben. Dies einerseits, weil sie wenig Geld zur Verfügung haben, andererseits aber auch, weil sie glauben, dass die Preise weiter sinken werden. Eine solche Entwicklung wäre eine gefährliche Abwärtsspirale für die Volkswirtschaften der EU-Länder gewesen.

Man sollte zurzeit nicht davon ausgehen, dass weiterhin alles billiger wird.

Müsste ich als Konsument nicht auch in der Schweiz eher zuwarten und hoffen, dass die Preise noch weiter sinken, bevor ich etwas kaufe?

Die Preise sind stets nur leicht gesunken, ausserdem gibt es immer wieder Entwicklungen und Tendenzen, die einen glauben lassen, dass die Preise bald wieder steigen könnten. So steigt etwa der Erdölpreis aktuell gerade wieder etwas, und auch in der EU, von der unsere Wirtschaft stark abhängt, ziehen die Preise leicht an. Man sollte zurzeit also nicht davon ausgehen, dass weiterhin alles billiger wird.

Wenn die Preise anziehen sollten, könnte das den Konsum in der Schweiz schon bald drosseln.

Weshalb liegt die Teuerung in der Schweiz nun schon so lange – es sind nun rund sechs Jahre – im Minusbereich?

Die Haupttreiber der Negativteuerung, der starke Franken sowie die tiefen Erdöl- und Strompreise, wirken schon seit einigen Jahren und drücken die Importpreise nach unten. Man muss grundsätzlich sehen, dass die Teuerung im historischen Vergleich schon seit 20 Jahren nahe bei Null liegt, in den letzten Jahren ist sie nun sogar ins Negative gekippt. Damit ist die Teuerung so tief, wie seit den 1930er-Jahren nicht mehr. Damals war die Wirtschaft allerdings tatsächlich in einer Krise. Das ist heute anders.

Im Moment wird die Negativteuerung nicht als Problem betrachtet. Kann das plötzlich ändern und doch noch in eine gefährliche Deflation kippen?

Davon ist eigentlich nicht auszugehen. Die Preise sind in den letzten Jahren tendenziell zwar leicht gesunken – aber eben nur ganz leicht. Gleichzeitig gibt es derzeit einige eher preistreibende Tendenzen. Wichtig ist vor allem die Einstellung der Konsumenten: Sie sehen die momentan tiefen Preise als Zückerchen für Einkäufe. Sie rechnen aber nicht damit, dass die Preise weiterhin stark sinken werden und konsumieren weiter. Grundsätzlich sind aber sicher Änderungen möglich, allerdings eher in die umgekehrte Richtung: Die Löhne stagnieren tendenziell: Wenn nun die Preise anziehen sollten, könnte das den Konsum in der Schweiz schon bald drosseln.

Das Gespräch führte Claudia Weber.

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