Schweizer Spitäler müssen sparen. Die neue Spitalfinanzierung zwingt sie dazu. Denn seit Einführung der Fallpauschalen (Swiss DRG) vor knapp zwei Jahren werden sie für stationäre Leistungen in der obligatorischen Grundversicherung nicht mehr pauschal pro Tag entschädigt, sondern pro Fall. Das Ziel: Leistungen sollen messbar, die Spitäler untereinander vergleichbar und besonders teure Spitäler zum Sparen angehalten werden.
Mit den Fallpauschalen hat ein neues Kostenbewusstsein Einzug gehalten – beim Personal, aber auch beim Materialeinkauf. «Wir versuchen zu sparen, indem wir uns mit anderen Spitälern zusammen tun und bessere Konditionen verhandeln», sagt Serge Altmann, Direktor der Uniklinik Balgrist, gegenüber «ECO». Gewisse Produkte kann Altmann heute im Vergleich zu 2010 zum halben Preis einkaufen, etwa Untersuchungs-Handschuhe (54 Prozent günstiger), Schienen, um das Knie ruhig zu stellen (53 Prozent günstiger) oder Fäkalkollektoren (50 Prozent günstiger).
Um das deutsche Preisniveau zu erreichen, fehlt die Marktmacht
Im Vergleich zu deutschen Spitälern haben Schweizer Spitäler bisher vielfach mehr als das Doppelte für das gleiche Produkt ausgegeben, mitunter sogar bis zum Fünffachen. Das ändert sich jetzt: «Wir haben heute Produkte, wo wir auf dem Niveau von Deutschland sind, und wir haben Produkte, wo wir noch relativ weit drüber sind, je nach Projekt bewegt sich das zwischen 10 und 20 Prozent», erklärt Christian Heeb. Der Chefeinkäufer von Geblog Med ist für den Einkauf medizinischer Produkte für knapp 30 Spitäler verantwortlich. Auf das Preisniveau deutscher Spitäler werde man aufgrund der geringeren Marktmacht allerdings nur in den seltensten Fällen kommen.
Den bislang erzielten Rabatt-Erfolgen werden weitere folgen müssen. «Wir werden den Druck über die Fallkostenvergleiche weiterhin so hoch halten, dass Einsparungsmöglichkeiten in allen Bereichen wahrgenommen werden», sagt Hansjörg Lehmann, Geschäftsfeldleiter Gesundheitsversorgung des Kantons Zürich. Er sieht insbesondere im Einkauf durchaus noch weiteres Sparpotenzial.
Hersteller: Auszug aus dem Schlaraffenland
Für die Schweizer Medizinaltechnik-Firmen kommt das neue Kostenbewusstsein in Schweizer Spitälern dem Auszug aus dem Schlaraffenland gleich: «Wir spüren, dass Verhandlungen härter werden, dass viel mehr auf den Preis geschaut wird als früher und dadurch natürlich die Preise sinken», gibt Melchior Buchs unumwunden zu.
Der Generalsekretär des Dachverbands der schweizerischen Medizinaltechnik-Firmen Fasmed rechnet für seine Branche mit weiter sinkenden Margen und einem andauernden Konzentrationsprozess.