Rund 200 Milliarden Franken verwalten Schweizer Pensionskassen im sogenannten Über-Obligatorium. In diesem Über-Obligatorium können die Vorsorge-Einrichtungen selbst entscheiden, wie hoch sie diese Gelder verzinsen und mit welchem Umwandlungssatz sie das Ersparte als Renten auszahlen.
Die Hälfte der befragten Pensionskassen kürzt Leistungen
Eine «ECO»-Umfrage unter den grössten Schweizer Arbeitgebern zeigt nun: Von 16 befragten Pensionskassen haben acht Kassen eine Senkung der Umwandlungssätze im Über-Obligatorium bereits entschieden, vier weitere Vorsorge-Einrichtungen sind daran, diesen Schritt zu prüfen. Drei Pensionskassen – Roche, Syngenta und Nestlé – wollten die «ECO»-Fragen nicht beantworten (s. Tabelle).
Bereits vergangenen Herbst hat sich die Pensionskasse des Kantons Zürich BVK entschlossen, ihre Leistungen im Über-Obligatorium massiv zu kürzen. Bereits ab 2017 sinkt der Umwandlungssatz von bisher 6,20 auf 4,82 Prozent. Ein 65-Jähriger bekäme dieses Jahr auf 100'000 Franken Sparkapital im Über-Obligatorium somit noch 6200 Franken jährlich ausgezahlt. Ein Jahr später bekommt ein 65-Jähriger hingegen nur noch 4820 Franken ausgezahlt pro Jahr –1380 Franken weniger. BVK-Finanzchef Florian Küng präzisiert: «Der Stiftungsrat hat beschlossen, Abfederungsmassnahmen einzuführen. Damit sollen Versicherte unterstützt werden, die aufgrund ihres Alters nicht genügend Zeit haben, mit den höheren Sparbeiträgen die tieferen Umwandlungssätze zu kompensieren.»
Tiefzinsphase zwingt Kassen zur Reduktion
Auch wenn nicht alle Kassen ihre Leistungen gleich stark kürzen, so ist der Grund für diese Rentensenkungen bei allen der gleiche: Die anhaltend tiefen Zinsen machen es Pensionskassen praktisch unmöglich, mit wenig Risiko die erforderliche Rendite am Kapitalmarkt zu erwirtschaften.
Gleichzeitig leben wir immer länger. Das System der betrieblichen Altersvorsorge gerät immer mehr in Schieflage. «Im Moment sind die Umwandlungssätze so hoch, dass man eine deutlich höhere Rendite haben müsste als man realistischerweise in Zukunft erzielen kann. Das heisst, wir versprechen Geld, von dem wir ziemlich sicher sind, dass wir es nicht haben werden», sagt Hansruedi Scherer von PPCmetrics gegenüber «ECO».
Die aktuelle Welle dieser Leistungskürzungen kommt für den Pensionskassen-Berater denn auch wenig überraschend: «Man hat lange gehofft, dass sich die Zinsen wieder auf das Niveau bewegen, dass man lange Jahre gewöhnt war. Das ist nicht passiert. Heute ist eigentlich der Schritt schon zu spät. Nachträglich muss man sagen, man hätte viel früher mit den Massnahmen beginnen müssen bei den allermeisten Kassen», so Scherer weiter.
Düstere Prognosen der Unternehmen
Zu diesen wenig erfreulichen Rentensenkungen passen die düsteren Prognosen der befragten Unternehmen. Swisscom und Swiss rechnen damit, dass diese Phase der niedrigen Zinsen noch weitere zehn Jahre andauert. Post und Julius Bär rechnen mit fünf Jahren. Die übrigen sechs Unternehmen gehen von mindestens drei weiteren Jahren mit niedrigen Zinsen aus. Der Rest hatte darauf keine Antwort.