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Wirtschaft E-Autos: «Wer heute kauft, kann auch aus dem 10. Stock springen»

Auch Europas grösster Automobilclub hat den VW-Entscheid vernommen. In Euphorie verfällt man beim ADAC dennoch nicht. Denn das E-Auto sei zwar eine Vision – aber eine ziemlich althergebrachte. Viel lieber sehe man es in München, wenn komplett neu gedacht würde – und hat auch einen Vorschlag.

Der ADAC ist immer recht nah am Puls seiner Mitglieder. Wie stehen Sie zur VW-Ankündigung?

Jochen Oesterle: Wir stehen der Ankündigung von VW neutral gegenüber, da es aus unserer Sicht die alles entscheidende eine Lösung bisher noch nicht gibt. Allerdings begrüsst es der ADAC, wenn nun in das Segment der E-Autos Dynamik hineinkommen sollte. Denn momentan hinkt die Branche ihren selbstgesteckten Zielen meilenweit hinterher.

Warum?

Jochen Oesterle

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Der Pressesprecher kam über den Südwestrundfunk (SWR) zum ADAC. Hier spricht er im Namen der 19 Millionen Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs. Die ursprüngliche und bekannteste Dienstleistung des Clubs ist die Pannenhilfe. Ausserdem betreibt der ADAC über die Luftrettung die grösste Flotte von Rettungshubschraubern in Deutschland.

Aus drei Gründen. Zuerst ist da natürlich der hohe Anschaffungspreis. Hinzu kommt die derzeit oftmals noch geringe Batterie-Reichweite. Die reicht zwar für den Weg zur Arbeit aus, nicht aber für Ferienreisen oder längere Ausflüge. Und zum dritten ist der Wertverlust derzeit nur schwer kalkulierbar.

Warum ist das tatsächlich ein Killerargument?

Stellen Sie sich vor, Ihr E-Auto hat heute eine Reichweite von 150 Kilometern. Wenn sie es aber in fünf Jahren wieder verkaufen wollen, könnte die durchschnittliche Reichweite bei 500 Kilometern liegen – ausgeschlossen wäre das beim derzeitigen Tempo der Akku-Entwicklung nicht.

Mit der Folge?

Dass Ihr Fahrzeug nahezu unverkäuflich sein wird und wenn doch, dann nur mit einem hohen Abschlag. In drastischen Bildern gesprochen: Wenn man sich heute ein E-Auto kauft, dann ist das so, als würde man aus dem 10. Stock springen ohne zu wissen, ob unten ein Sicherheitsnetz gespannt ist.

Ein anschauliches Bild. Und die Zahlen dazu?

Schauen Sie, der BMW i3 ist nach unseren Tests (Stand Dezember 2014) das einzige E-Auto, dass sich im Vergleich zu herkömmlichen Antrieben rechnet. Mit Kosten von 52,3 Cent pro Kilometer hat er den Benziner um mehr als drei Cent pro Kilometer hinter sich gelassen und liegt gleichauf mit dem Diesel. Würde allerdings, der von uns angenommene Restwert um die Hälfte sinken, dann ginge diese positive Rechnung für den Autofahrer nicht mehr auf.

Ihr Vorschlag?

Elektroautos müssen billiger werden. Und vielleicht braucht es auch völlig neue Lösungen – ähnlich denen im Smartphone-Bereich. Hier ist es üblich, dass man sich quasi aller zwei Jahre für ein neues Modell entscheidet. Das wird dann über einen Einmalbetrag und die monatliche Gebühr bezahlt. Warum sollte so etwas eines Tages nicht auch mit Akku-Packs für das Auto funktionieren. Bisher aber wird der Autofahrer von den Herstellern diesbezüglich im Regen stehen gelassen.

Das könnte sich ja jetzt ändern, oder?

Das könnte sich jetzt tatsächlich ändern und insofern hätte der Abgas-Skandal vielleicht sogar sein Gutes gehabt.

Das Interview führte Uwe Mai.

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