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Wirtschaft Ein Prozess, der peinliche Details publik machen könnte

Der frühere UBS-Manager Raoul Weil soll 20 Milliarden Dollar vor den US-Steuerbehörden versteckt haben. Am Dienstag beginnt in Florida der Prozess. Die Frage: Tangiert der Prozess die UBS noch? Oder droht von sonstwo Unheil? SRF-Wirtschaftsredaktor Reto Lipp weiss Antwort.

Er ist der höchste Top-Banker, der in den USA vor einem Gericht antraben muss: Raoul Weil, die ehemalige Nummer drei der Grossbank UBS. Heute beginnt in Fort Lauderdale in Florida der Prozess. Der Vorwurf: Weil habe als Chef der UBS-Vermögensverwaltung mitgeholfen, 20 Millarden Dollar vor den Steuerbehörden zu verstecken.

Tweets aus Florida

Ihm drohen dafür bis zu fünf Jahre Haft. Kronzeuge gegen Weil ist auch ein Schweizer Ex-Banker – ein ehemaliger Untergebener von Raoul Weil. Der Ex-Topbanker plädiert auf unschuldig. Er soll von den illegalen Vorgängen nichts gewusst haben.

Was ist mit der UBS?

Für die UBS sei der Prozess um ihren Ex-Manager Weil abgeschlossen, kommunizierte die Bank in der Vergangenheit. Stimmt das? «Ganz egal kann der Prozess der UBS nicht sein», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Reto Lipp im Gespräch mit «10vor10». Er sei allerdings nicht mehr von überragender Bedeutung, so Lipp weiter, «denn die UBS hat ja 2009 einen Deal geschlossen mit den USA über 780 Millionen Dollar, über 4000 Kundendaten ausgeliefert und auch die Chefs sind jetzt neu».

«Wenn aber vier Wochen lang wieder Details an die Öffentlichkeit kommen, was die Schweizer Banker so getrieben haben», so Lipp weiter, sei das für den ganzen Finanzplatz Schweiz peinlich.

Weiter wird auch die Verteidigungslinie des ehemaligen Top-Managers zur Debatte stehen. «Wir Chefs haben von nichts gewusst» werde auch bei Weil die Devise lauten, so Lipp. Er wird wie Vorgänger vor ihm auch sagen, es seien die Leute an der Front gewesen, die das verbockt hätten. Ob man diese Verteidigungsstrategie nach diesem Prozess weiter so aufrecht erhalten kann, werde man sehen, sagt der SRF-Wirtschaftsexperte.

Ungemach droht aus Frankreich

Die Gefahr aus den USA scheint also gebannt. Ungemach droht der UBS aber vor allem aus Frankreich. «Die sozialistische Regierung dort ist auf jeden Steuerfranken angewiesen und will sicher ein Exempel statuieren an einer ausländischen Bank», sagt Lipp.

Der französische Finanzminister Sapin lehnt einen Deal mit der UBS kategorisch ab. Die UBS musste daraufhin eine Kaution von über einer Milliarde Franken hinterlegen. Die Kaution steht im Zusammenhang mit Anklagen wegen Steuerdelikten. Der Grossbank werden auch in Frankreich die Anwerbung vermögender Bürger im Land sowie Geldwäscherei für französische Steuerpflichtige vorgeworfen.

«Es gibt nun Gerüchte, dass die UBS im Falle einer Verurteilung eine Milliardenstrafe bezahlen müsse», sagt Lipp. Die Rede sei von 6 Milliarden Franken. Lipp scheint diese Zahl zu hoch. Sicher sei aber, dass die Sache in Frankreich für die UBS sehr teuer und sehr unangenehm werden wird.

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