Mit einem gigantischen Anleihen-Kaufprogramm will die Europäische Zentralbank (EZB) neuen Schwung in die Konjunktur im Euroraum bringen. Fragen zum Ablauf des Programms an den SRF-Börsenexperten Samuel Emch.
SRF News: Was wird nun aufgekauft?
Samuel Emch: Die EZB kauft vorwiegend Staatsanleihen vor allem von Staaten aus dem Euro-Verbund. Nur ein Bruchteil der 1140 Millliarden Euro werden in Schuldscheinen von Institutionen und Unternehmen aus Europa ausgegeben.
Von Griechenland und Zypern werden keine Staatsanleihen gekauft, was ist der Grund?
Gemäss den Regeln darf die EZB nur Anleihen kaufen, die nicht als Ramschpapiere eingestuft werden. Sie müssen also von den grossen Rating-Agenturen als sicher beurteilt werden. Das ist bei Griechenland und Zypern zurzeit nicht der Fall. Allerdings könnte die EZB eine Ausnahme für Staaten machen, die sich in einem Hilfsprogramm befinden. Weil aber der Status und das weitere Vorgehen mit Griechenland nicht wirklich geklärt sind, wird vorerst von Ausnahmen abgesehen.
Wo kauft die EZB diese Staatstitel?
Die EZB wird sich auf dem Bond-Markt eindecken, kauft also diese Staatsanleihen nicht direkt von den jeweiligen Ländern. Eine solche direkte Finanzierung von Staaten wäre auch gar nicht erlaubt. Gekauft wird also auf dem so genannten Sekundärmarkt von Dritten wie Banken, Versicherungen und Pensionskassen, die solche Papiere im Portfolio haben.
Woher nimmt die EZB all diese monatlich 60 Milliarden Euro?
Als Wächterin über den Euro kann die EZB so viele Euro ausgeben, wie sie will. Sie wird für dieses Programm neues Geld in den Markt bringen beziehungsweise frisches Geld drucken.
Kann mit dem Programm die Wirtschaft im Euroraum angeschoben werden, wie dies EZB-Chef Mario Draghi plant?
Skeptische Stimmen zur Wirksamkeit der Massnahmen kommen vor allem aus Deutschland. Verschiedene Beobachter glauben angesichts der bereits tiefen Zinsen nicht, dass weitere Senkungen den gewünschten Erfolg bringen, also dass mehr Firmen Geld aufnehmen und neue Jobs schaffen werden.
Zudem geht es in erster Linie darum, eine Deflation zu verhindern, das Preisniveau soll also steigen. Im Moment fällt es allerdings. Kritiker sehen darin einen positiven Effekt des tiefen Ölpreises für die Wirtschaft und halten die EZB-Massnahmen für unnötig. Weiter wird kritisiert, das Programm sei ein Anreiz für neue Staatsschulden.