Der engste Kreis des Aufsichtsrats von VW hat in mehrstündigen Gesprächen um einen Ausweg aus der Führungskrise gerungen. Ob bei dem Treffen des sechsköpfigen Aufsichtsratspräsidium eine Lösung gefunden wurde, ist nicht bekannt. Ein VW-Sprecher sagte, es werde am Donnerstag keine Mitteilung zum Ausgang des Treffens geben.
Firmenpatriarch Ferdinand Piëch hatte Konzernchef Martin Winterkorn vergangene Woche überraschend das Vertrauen entzogen. Der bei VW einflussreiche Betriebsrat und das Land Niedersachsen als zweitgrösster Aktionär hatten sich darauf hinter den erfolgreichen Konzernboss gestellt.
Das ebenfalls an VW beteiligte Emirat Katar hatte sich skeptisch über den Verbleib von Winterkorn an der Konzernspitze geäussert. Der Staatsfonds des erdölreichen Landes machte sein Verhalten einem Medienbericht zufolge davon abhängig, wen Piech als neuen Vorstandschef und als seinen Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsrats präsentiert.
Erfolgreiche Führung
Die Diskussion über die künftige Spitze von Volkswagen schwelt schon länger wegen des fortgeschrittenen Alters der beiden Hauptakteuere. Porsche-Enkel Piëch wird am Freitag 78 Jahre alt und ist noch bis 2017 gewählt.
Der Vertrag des 67-jährigen Winterkorn wäre Ende 2016 ausgelaufen. Winterkorn hatte zunächst mit einer Verlängerung seiner Amtszeit um ein, zwei Jahre geliebäugelt, um Piëch danach an der Spitze des Aufsichtsrats abzulösen.
Unter Winterkorns Ägide hat Volkswagen seine Auslieferungen auf mehr als zehn Millionen Fahrzeuge gesteigert und steht kurz davor, Toyota als Weltmarktführer abzulösen. In dem weltumspannenden Autoreich mit mehr als 100 Fahrzeugwerken und beinahe 600'000 Beschäftigten haben sich allerdings in letzter Zeit Probleme angehäuft – so schwächelt beispielsweise die Rendite der Hauptmarke VW, was Piëch schon länger ein Dorn im Auge ist.