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Wirtschaft «Gegenüber Dougan hat sich grosser Unmut angestaut»

Der Druck der Aktionäre habe zur Ablösung von Brady Dougan bei der Credit Suisse geführt, sagt Bankenprofessor Maurice Pedergnana. Unter dem neuen CEO Thiam dürfte das Investmentbanking zurück- und das Engagement in Asien hochgefahren werden.

SRF News: Auf den Investmentbanker Dougan folgt der Versicherungsexperte Thiam. Signalisiert das einen Strategiewechsel bei der Credit Suisse?

Maurice Pedergnana

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Maurice Pedergnana ist Wirtschaftsprofessor für Bank-Management an der Hochschule für Wirtschaft Luzern. Daneben arbeitet er in geschäftsführender Funktion bei einer Zuger Vermögensverwaltungsfirma. Dort leitet er den Anlageausschuss und wirkt als Chefökonom.

Maurice Pedergnana: Zunächst: Ich würde Tidjane Thiam eher als Finanz- denn als Versicherungsexperten bezeichnen. Als solcher geniesst er grosses Ansehen auf dem Finanzplatz London, aber auch in Europa und Asien. Als neuer CEO der Credit Suisse wird er beim Investmentbanking wohl den beschleunigten Rückwärtsgang einlegen. Das Investmentbanking war bei der CS unter Dougan eine Kernsparte, hat den Aktionären in den letzten sieben Jahren aber ausser Sorgen nichts gebracht. Deshalb ist die Freude wohl gross, dass einer geht, der für die Aktionäre keinen Mehrwert geschaffen hat und einer kommt, der es versteht, auch die Anliegen der Aktionäre im operativen Geschäft umzusetzen.

Dieser Strategiewechsel ist also auch von den Investoren gefordert worden?

Daran zweifle ich nicht. Einige grosse Aktionärsgemeinschaften bei der CS sind sehr unzufrieden, weil es in der Finanzwelt kaum einen grossen Titel gibt, der seit 2009 so stark zurückgeblieben ist wie die CS. Man muss sich vorstellen: Während Dougan als Gesamtentschädigung über 150 Millionen Franken erhalten hat, haben die Aktionäre keinen einzigen Franken an Wertzuwachs gespürt. Da hat sich schon grosser Unmut gegenüber dem CEO angestaut.

Hatten Sie Thiam als möglichen Nachfolger für Dougan auf dem Ticker?

Nein, nicht unmittelbar. Doch es ist überzeugend, dass die stark im angelsächsischen Markt verankerte CS einen Schritt in den asiatischen Markt tun muss. Thiam bringt dafür ein grosses Netzwerk mit in den Konzern. Er hat als CEO von Prudential gezeigt, wie man das asiatische Geschäft ganz clever auf- und ausbaut. Für den Mut, den Schritt nach Asien zu machen, wurden die Prudential-Aktionäre denn auch belohnt. Das erhoffen sich nun auch die CS-Aktionäre vom neuen CEO.

Was genau erhofft sich die CS vom Geschäft in Asien?

Asien ist der Markt, der in den nächsten 20 Jahren am stärksten wachsen wird. Die Finanzplätze in Shanghai, Hongkong und andernorts in Asien werden wichtiger, während der Finanzplatz Zürich an Bedeutung verlieren wird. Man muss kein Hellseher sein, um zu verstehen, dass man im asiatischen Raum präsent sein muss, um Aktionärswerte zu generieren und eine interessante Kundschaft für die Zukunft zu generieren. Dort ein Netzwerk aufzubauen und Kunden zu gewinnen, wird für Thiam die primäre Aufgabe sein. Auf den Bereich der festverzinslichen Wertpapiere wird er sicher nicht mehr dasselbe Gewicht legen wie Dougan. Diese Sparte hat im Investmentbanking sehr viel Kapital beansprucht und nur wenig Rendite gebracht. Dieses Kapital hätte man andernorts besser einsetzen können.

Audio
«Es hat sich grosser Unmut gegenüber Dougan angestaut»
aus SRF 4 News aktuell vom 10.03.2015.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 13 Sekunden.

Was denken Sie: Wird der ehemalige Politiker Thiam aus der Elfenbeinküste die CS anders führen als der Amerikaner Dougan, der auch immer wieder wegen hoher Boni in der Kritik stand?

Von grossem Vorteil wird sein, dass Herr Thiam mit Französisch eine Schweizer Landessprache spricht. Dougan hatte sich ja geweigert, eine solche zu lernen. Entsprechend hatte er auch immer wieder Kommunikationsschwierigkeiten, etwa mit den Behörden. Deshalb hat er diese Kontakte delegiert. Ich bin überzeugt, dass Thiam mit mehr Charme und mehr Kommunikations-Begabung das Grossbankenschiff Credit Suisse in ruhige Gewässer leiten wird.

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