Als Josef Ackermann im November 2014 zum Präsidenten des Verwaltungsrates der Bank of Cyprus gewählt wurde, versammelten sich 300 Demonstranten vor der Bank. Sie protestierten heftig, und einige warfen Steine. Das hatte weniger mit der Wahl Ackermanns zu tun als mit der Tatsache, dass manche der Demonstranten Kunden der Bank waren. Kunden mit Sparguthaben von mehr als 100‘000 Euro verloren damals einen grossen Teil ihrer Einlagen.
Die Bank of Cyprus wie auch andere zypriotische Banken mussten mit über 7 Milliarden Euro gerettet werden. Denn im Juni 2012 war Zypern zahlungsunfähig und erholte sich in der Folge nur dank Hilfe des Euro-Rettungsschirms.
Entsprechend hart waren die Auflagen: Zypern musste einer tiefgreifenden Haushaltssanierung zustimmen. Der Inselstaat verpflichtete sich, gegen das Waschen von Geldern aus Steuervergehen mit betrügerischer Aktivität sowie gegen den Missbrauch von zypriotischen Unternehmen und Fonds vorzugehen.
Seit Ende 2013 müssen die Banken eine sogenannte Compliance-Abteilung einrichten, eine bankinterne Kontrollinstanz, die Geldwäsche verhindern soll. Diesen Weg musste auch die Bank of Cyprus gehen. Auch sie wurde mit EU-Geldern gerettet.
Verschleierung durch Strohmänner
Die Journalisten des ZDF-Fernsehmagazins «Frontal 21» wollten wissen, wie gut die Banken ihre neue Kontrollaufgabe ausüben. Sie machten sich auf den Weg und gaben vor, 15 Millionen Euro verstecken zu wollen. Dabei stiessen sie auf etliche Berater, die zypriotische Briefkastenfirmen anbieten und offen damit werben, die wahren Eigentümer durch Strohmänner zu verschleiern – unter anderen in enger Zusammenarbeit mit der Bank of Cyprus.
Auf die Frage der ZDF-Journalisten, wie die Bank die Einhaltung der Geldwäscher-Regeln sicherstelle, lautete die Antwort der Bank of Cyprus: Man unternähme alles, um die neuen Vorschriften einzuhalten. Man habe «…einen robusten Rahmen für die Einhaltung der Regeln durch eine effektive Organisationsstruktur…» geschaffen.
Josef Ackermann: «Absolute Nulltoleranz»
Entsprechend sagt auch Josef Ackermann live im «ECO»-Studio: «Wir haben uns von 1500 Kundenbeziehungen getrennt, nur aus Compliance-Gründen.» Man nehme keinerlei Gelder mehr an, deren Endbegünstigten man nicht kenne.
Der ehemalige CEO der Deutschen Bank räumt aber ein: «Es mag noch Einzelfälle geben». Geldwäscherei sei das Geschäftsmodell Zyperns gewesen, «und es ist ein schwieriger Kampf.»
Bezüglich der ZDF-Recherchen deutet er an, zu wissen, wer besagte Geschäfte durchgeführt habe. «Wir werden entsprechende Schritte einleiten.» Er lege aber die Hand dafür ins Feuer, dass die Bank of Cyprus nur noch «kleinere Probleme» habe.
Zypern: Eigentlich ein Vorzeigemodell
Unbestritten ist: Zypern hat in der Haushaltssanierung grosse Fortschritte gemacht und steht seit Ende März dieses Jahres nicht mehr unter dem Euro-Rettungsschirm. Nikosia wird sich wieder regulär an den internationalen Finanzmärkten Geld leihen können. Die zuständige EU-Kommission erklärt die Insel gar zum Erfolgsmodell – ganz im Gegensatz zu Griechenland.
Nicht ganz so positiv beurteilt die Kommission die Bekämpfung der Geldwäscherei durch die Banken. Weitere Anstrengungen seien vonnöten. Die Aufsichtsbehörden zur Bekämpfung der Geldwäsche müssten mit ausreichend Personal ausgestattet und angemessen geschult sein. Nur so sei eine wirksame Überwachung zu gewährleisten.