Die Generation Y ist zwischen 20 und 30 Jahre alt, sie sind gut ausgebildet, wissbegierig und selbstbewusst. Die jungen Menschen sind mit Internet, Handy und sozialen Netzwerken gross geworden – und bei den Unternehmen heiss begehrt.
Andrea Gurtner, Dozentin für Personalmanagement an der Fachhochschule Bern, hat sich intensiv mit der Generation Y beschäftigt. Diese habe den Vorgesetzten gegenüber eine ganz andere Einstellung als frühere Generationen. «Landläufig wird dieser Generation zugeschrieben, dass sie sehr fordernd und selbstbewusst auftritt. Vielleicht auch, dass sie von Vorgesetzten viel erwartet», sagt sie.
Arbeit soll Spass machen
Patricia Widmer arbeitet in einem Büro im Swisscom-Gebäude in Bern. Sie ist 28, Marketingmanagerin, und passt genau ins Schema der Generation Y: «Für mich ist sehr wichtig, dass die Arbeit Spass macht, dass ich viel dabei lerne.»
Sie wolle sich weiterentwickeln. Wünsche und Bedürfnisse spricht sie bei Ihren Vorgesetzten offen an. Auch der Lohn ist kein Tabu-Thema. Als sich ihre Aufgaben verändert haben und sie mehr Kompetenzen und Verantwortung bekommen habe, sei sie hingestanden und habe zu ihrer Chef gesagt: «Es wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um über den Lohn zu diskutieren.»
Work-Life-Balance gewünscht
Ein paar Büros weiter hinten beschäftigt sich Hans Werner mit der jungen Generation. Er ist Swisscom-Personalchef. Ihm fällt der ausgeprägte Wunsch nach genügend Freizeit und Zeit für Familie und Freunde neben Beruf und Karriere auf.
Heute komme die Arbeit nicht immer an erster Stelle. Wenn man früher einer Person einen Karriereschritt angeboten hat, dann habe sie dies in der Regel sehr freudig und sehr schnell angenommen. «Heute sagen gerade die jüngeren Leute, dass sie sich das noch überlegen wollen.» Sie wollten es noch mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin besprechen.
Umdenken für Chefs
Neue Werte, ein selbstbewusster Auftritt und klar formulierte Ansprüche: Die junge Generation stösst damit ältere Menschen vor den Kopf. Altgediente Vorgesetzte müssen umdenken, ihren Führungsstil anpassen.
Coachen, anleiten, unterstützen und nicht einfach befehlen, sagt der Swisscom-Personalchef. Für viele Chefs sei dies eine Herausforderung. Es sei eine neue Interpretation des Führens – Führen im Sinne von Dienen. «Wenn man ihnen alles aus dem Weg räumt, damit sie sich entfalten können, bekommt man auch extrem viel Energie, viel Engagement zurück.»
Verunsicherung bei kleinen Unternehmen
Allerdings richteten sich bis jetzt nur wenige Unternehmen gezielt auf die Bedürfnisse der Jungen aus, sagt Andrea Gurtner von der Fachhochschule Bern. Das Potential sei noch lange nicht ausgeschöpft. Gerade bei kleineren Unternehmen oder KMU sei eine gewisse Verunsicherung festzustellen.
Punkten könnten auf jeden Fall Unternehmen, die den jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ermöglichen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen – zum Beispiel mit flexiblen Arbeitszeiten und Auszeiten.
Klar ist: Die Unternehmen sind gefordert. Denn: Wenn es den Jungen nicht passt, sind sie schnell weg. Im Schnitt wechseln sie alle drei bis vier Jahre die Stelle. Ganz selbstverständlich – wie es sich für die Generation Y gehört.