«Es ist die grösste Spekulationsblase, die es in der Wirtschaftsgeschichte je gegeben hat. Der Absturz kommt schnell, unerwartet und heftig»: Mit diesen drastischen Worten schreckt der bekannte amerikanische Milliardär und Hedgefonds Manager Paul Singer die Anleger auf.
Paul Singer ist mit seinen Warnungen nicht allein. Die kritischen Stimmen zur Geldpolitik der Zentralbanken mehren sich. Die Zentralbanken haben in den letzten Jahren massenweise Staatsanleihen aufgekauft und die Kurse so nach oben getrieben. Das Risiko eines Absturzes sei beträchtlich, warnen die Kritiker.
«Bereits bei Kursverlusten in der Grössenordnung von 5 Prozent werden sehr hohe Werte vernichtet – mit entsprechenden Konsequenzen bei den Institutionen, die diese Titel halten», sagt Manuel Ammann, Bankenprofessor der Universität St.Gallen.
Grösser als die Immobilienkrise
Ein Kursrückgang von fünf Prozent bei den Anleihen würde zu einem Verlust von 5000 Milliarden Euro führen. Das Loch wäre grösser als bei der Immobilienkrise in den USA im Jahr 2007. Die Kurse der Anleihen würden sich wohl nicht so rasch erholen, weil sie von der Politik der Zentralbanken mitgesteuert werden.
In den vergangenen Jahren haben die Zentralbanken die Spekulationsblase geschürt, indem sie solche Anleihen gekauft haben. Die amerikanische Notenbank hat seit der Finanzkrise Staatsanleihen im Wert von 3700 Milliarden Dollar gekauft, die europäische Zentralbank hat 1700 Milliarden Euro ausgegeben, die britische Zentralbank 375 Milliarden Pfund – für den Kauf von Staatsanleihen.
Mit dem Kauf von Staatsanleihen wollten die Zentralbanken die Wirtschaft ankurbeln. Die Staaten kommen so einfacher zu Geld und es ist einfacher für sie, Schulden zu machen. Zudem haben die Zentralbanken zum Teil Negativzinsen eingeführt, auch dies sollte helfen die Wirtschaft zu stützen.
Es ist undenkbar, dass man langfristig negative Zinsen für Anleihen hat, welche zehn Jahre und mehr laufen. Ich glaube nicht, dass das ökonomisch längerfristig funktionieren wird.
«Die Zentralbanker haben die Kontrolle über die Auswirkungen ihrer Geldpolitik verloren. Sie haben ein grosses Experiment begonnen, dessen Ausgang sie selber nicht kennen können, weil dieses Experiment noch nie durchgeführt wurde», sagt Ammann.
Tatsächlich haben die Zentralbanken noch nie so viel Geld für Staatsanleihen ausgegeben. Sie bewegen sich also in einem Bereich der unerforscht ist. Die Negativzinsen, die seien nicht nachhaltig.
Ammann dazu: «Es ist undenkbar, dass man langfristig negative Zinsen für Anleihen hat, welche zehn Jahre und mehr laufen. Ich glaube nicht, dass das ökonomisch längerfristig funktionieren wird. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich das irgendwann wieder ändern wird.» Und: Auf die Dauer sei es nicht realistisch, wenn ein Staat Geld erhalte, wenn er Schulden mache.
Zentralbanken im Teufelskreis
Am Treffen der Zentralbanken in den USA suchen die Verantwortlichen nun nach Wegen, die Geldpolitik wieder zu normalisieren. Während die Chefin der amerikanischen Notenbank, Janet Yellen eine leichte Erhöhung der Zinsen in Aussicht gestellt hat, so dauert es im europäischen Raum wohl noch einige Zeit, bis die Zinsen wieder steigen.
Der Schweizerischen Zentralbank seien die Hände gebunden, so Ammann. «Wenn die Schweiz jetzt als erste die Negativzins-Politik aufgeben würde, dann könnte dies den Franken gegenüber anderen Währungen wieder aufwerten. Und das möchte die Schweizerische Nationalbank natürlich nicht.»
Die Zentralbanken seien in einen Teufelskreis geraten und sie würden ein immer tieferes Loch graben, sagt der Bankenprofessor. Auch das Treffen der Zentralbanken an diesem Wochenende brachte keine Lösung. Somit bleibt die Ungewissheit der langfristigen Folgen der lockeren Geldpolitik der vergangenen Jahre.