SBB Cargo passt sich dem zunehmenden Tempo in der Logistik an: Ab 11. Dezember werden grosse Standorte nicht mehr nur einmal, sondern bis zu drei Mal täglich bedient. Zudem können Kunden neu konkrete Abhol- und Zustellzeiten buchen.
Konkret wird für den Güterverkehr auf den Fahrplanwechsel am 11. Dezember ein Taktfahrplan mit drei Verarbeitungsphasen geschaffen. Damit wird der Gütertransport nicht mehr nur über Nacht abgewickelt wie bisher, sondern über 24 Stunden. Neu holt und bringt SBB Cargo die Güter an grossen Standorten bis zu dreimal täglich von und zu den Kunden.
SRF News: Warum braucht der Güterverkehr jetzt einen Taktfahrplan?
Alexander Grass: Der Platz auf den Schienen in der Schweiz wird immer knapper. Schuld daran ist der Erfolg im Personenverkehr. Mit dem neuen Fahrplankonzept umfahren die Güterzüge die Spitzen im Pendlerverkehr. Ab Dezember gibt es täglich drei Güterzugswellen.
Der neue Taktfahrplan im Güterverkehr tangiert den Personenverkehr also nicht?
Nein, das tut er nicht. Bisher ist der Güterverkehr vor allem nachts gefahren. Jetzt soll er die Lücken nutzen, die es zwischen den grossen Pendlerströmen gibt – am Vormittag und auch am Nachmittag. Das Angebot von SBB Cargo wird damit auf den Kopf gestellt. Es ist die grösste Neuerung in der Geschichte des Unternehmens. Die Spannung ist entsprechend gross.
Wird das System dadurch noch komplexer und anfälliger?
Ja. Das neue System ist sehr anspruchsvoll und niemand konnte es üben. Viele Freiwillige haben sich bei SBB Cargo gemeldet, um während den Weihnachtstagen oder nachts bei den Kunden und an allen Arbeitsplätzen zusätzlich für Verstärkung zu sorgen, damit der Wechsel auch wirklich klappt und zu einer Erfolgsgeschichte wird.
Wie wird sich der Systemwechsel bei SBB Cargo wirtschaftlich auswirken?
Beim Strassentransport zeichnen sich grosse technologische Fortschritte ab. Der Güterbahnverkehr muss dabei mit eigenen Innovationen mitziehen können. Die Güterbahn ist ein Kind der Industrialisierung. Inzwischen stehen aber Dienstleistungen im Vordergrund – es werden viel mehr Handelswaren transportiert, und das stellt andere Ansprüche: Man muss häufiger, schneller und vor allem zuverlässiger transportieren können. Der Systemwechsel bei SBB Cargo ist auch eine Antwort auf die neuen Anforderungen. Natürlich sind auch die Kosten ein Argument. SBB Cargo fährt bald ohne Subventionen und hat den Auftrag, eigenwirtschaftlich zu arbeiten. Deshalb steht das Unternehmen unter enormem Kostendruck. Nicht zuletzt das war ein Argument, das zu dem neuen Taktfahrplan geführt hat.
Um wie viel werden die Kapazitäten durch diesen Wechsel erhöht?
Dazu hat SBB Cargo heute keine Zahlen geliefert. Aber das Wichtigste scheint mir, dass die Struktur des Angebots sich verändert hat, dass die Planbarkeit im Betrieb verbessert wird und der Kunde zuverlässig weiss, wann der Güterwagen am Ziel ankommen wird. Letzteres ist eine der ganz wichtigen Neuerungen.
Das Gespräch führte Simon Leu.