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Wirtschaft Islamic Finance: Schweizer Banken drohen Anschluss zu verpassen

Das islamische Recht der Scharia verbietet Zinsen und Spekulation sowie Investitionen in Waffen, Schweinefleisch oder Alkohol. Die Nachfrage nach scharia-konformen Anlagen steigt. 1,7 Billionen Dollar werden weltweit so verwaltet. Schweizer Banken überlassen den Markt bisher grösstenteils anderen.

Islamic Finance oder Islamic Banking ist eine relativ neue Angelegenheit. Ihren Anfang nahm die islamische Finanzindustrie in den Golfstaaten – dort, wo mit einem der weltweit grössten Staatsfonds Unmengen an Geld vorhanden sind. 1975 eröffnete die Dubai Islamic Bank, andere Banken folgten. Heute sind ein Fünftel aller Finanzanlagen in den Golfstaaten scharia-konform.

Weltweit verwalten 250 islamische Banken 1,2 Billionen Dollar an Vermögen. Dazu kommen 280 Mrd. Dollar an Sukuks, so genannte islamischen Anleihen, sowie 51 Mrd. Dollar, die in Fonds angelegt sind. Zusammen mit weiteren 28 Mrd. Dollar aus dem Versicherungssektor machen scharia-konforme Anlagen weltweit rund 1,7 Billionen Dollar aus – etwa ein Prozent des globalen Marktes.

Keine Zinsen, keine Spekulation

Islamic Finance in Asien

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Ein wichtiger Markt für die islamische Finanzindustrie ist Südostasien. In Indonesien wurden 2013 mit 36 Mrd. Dollar rund 5 Prozent des Marktes scharia-konform verwaltet (Video über Islamic Banking in Indonesien). In Malaysia waren es bereits 21 Prozent des Marktes oder 413 Mrd. Dollar.

Die Scharia, das islamische Recht, verbietet «unreine» Geschäfte wie Investitionen in Alkohol, Tabak, Schweinefleisch, Waffen, Pornografie oder Glücksspiele. Zentral ist das Verbot von Zinsen, da ihre Grundlage Geld und nicht ein reales Gut ist. Dividenden hingegen sind erlaubt – ihre Basis sind Aktien, konkrete Anteile einer Firma. Verboten sind auch Spekulation sowie die Übernahme hoher Risiken, was etwa Future-Geschäfte ausschliesst. Scharia-Experten in so genannten Scharia-Boards entscheiden, ob Finanzprodukte, die eine Bank anbieten will, scharia-konform sind oder nicht.

Steigender Beliebtheit erfreuen sich Sukuks. Im Juni 2014 gab England als erste westliche Regierung eine scharia-konforme Anleihe in der Höhe von 200 Mio. Pfund heraus. Insgesamt wurden letztes Jahr Sukuks für über 116 Mrd. Dollar emittiert.

Der Amerikaner John Sandwick hat sich in Genf auf scharia-konforme Vermögensverwaltung spezialisiert: «Wird ein Sukuk zahlungsunfähig, kann der Besitzer sein Eigentumsrecht ausüben. In anderen Worten: Im Islam gibt es eine direkte Verbindung zwischen Investment-Aktivitäten und der realen Wirtschaft, die ihnen zugrunde liegt.»

Schweizer Banken und muslimische Kunden

Video
John Sandwick über scharia-konforme Vermögens-Verwaltung (eng.)
Aus ECO vom 09.02.2015.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 15 Sekunden.

Für Schweizer Banken ist das Geschäft mit muslimischen Kunden zwar wichtig, doch bisher stehen herkömmliche Vermögensverwaltungsprodukte im Vordergrund. Für die Credit Suisse stellt Islamic Banking laut eigenen Angaben einen Nischenbereich dar. Bei der UBS können sehr vermögende Kunden ihr Portfolio in Übereinstimmung mit der Scharia verwalten lassen: «Als weltgrösster Wealth Manager bietet UBS ihren Kunden auch eine Palette an Produkten im Bereich islamische Finanzen an, darunter scharia-konforme Sukuks.»

Vor allem J. Safra Sarasin pflegt muslimische Kundschaft mit scharia-konformen Produkten: «Die Islamic Private Banking Plattform ist ein zentrales Angebot in muslimischen Märkten, um Klienten und ihre spezifischen Bedürfnisse anzusprechen.»

Schriftzug der Privatbank J. Safra Sarasin mit Schweizer Flagge.
Legende: Die Privatbank J. Safra Sarasin mit Sitz in Basel nennt Islamic Banking eines ihrer «zentralen Angebote». Keystone

Gemäss John Sandwick drohen Schweizer Banken Marktanteile zu verlieren: «Glauben Sie mir, Dubai will diesen Markt den Schweizern entreissen, Singapur will das auch, London steht bereit.» Möglicherweise verpasst der Schweizer Bankenplatz einen Trend – und das zu einem Zeitpunkt, an dem er sich gerade neu erfinden muss.

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