Das Geld, das die katholische Kirche Jahr für Jahr einnimmt, stammt zu 90 Prozent aus Kirchensteuern natürlicher und juristischer Personen. Pro Kopf sind das durchschnittlich 330 Franken.
Die Kirchensteuern variieren aber stark, von 37 Franken pro Kopf und Jahr im Kanton Genf – dort sind die Kirchenbeiträge freiwillig – bis zu 601 Franken in Zug. Kirchgemeinden und teilweise Kantonalkirchen fordern die Steuern ein. Über den Steuerfuss und das Budget entscheiden die Katholiken in den Kirchgemeinden.
Katholische Kirche funktioniert über duales System
Die katholische Kirche in der Schweiz zeichnet sie sich durch ein duales System aus: Auf der einen Seite stehen kirchenrechtliche Einheiten wie die Bistümer, auf der anderen staatsrechtliche Einheiten wie Kantonalkirchen und Kirchgemeinden. Nur der staatsrechtlichen Seite ist es erlaubt, Kirchensteuern zu erheben. Aus diesem Grund existiert in der Eidgenossenschaft, neben der streng hierarchischen Kirchenstruktur, eine zweite, demokratisch organisierte.
Fast jeder Kanton hat eine übergreifende kirchliche Organisation, eine öffentlich-rechtliche Körperschaft. Einzig im Wallis und im Tessin existieren keine Kantonalkirchen. Dort übernehmen das Bistum Sitten und die Diözese Lugano gewisse Aufgaben. «ECO» wollte sich über die Finanzen der Kantonalkirchen ein Bild verschaffen. Wo die Jahresrechnungen und Bilanzen nicht öffentlich zugänglich sind, wurden sie auf Anfrage zur Verfügung gestellt.
Quellen: Jahresberichte Kantonalkirchen, RKZ, BFS (Anzahl der Katholiken bezieht sich auf Wohnbevölkerung ab 15 Jahren)
Einige der Kantone erheben Steuern. Den grössten Teil der Kirchen-Erträge, 85 %, generieren jedoch die Kirchgemeinden oder, in Kantonen ohne Kirchgemeinden (BS, TI, VD, VS, NE, GE), die Pfarreien. «ECO» fragte bei den Kantonalkirchen für entsprechende Übersichten zu Erträgen und Vermögenswerten an. Der überwiegende Teil verfügt über keine derartigen Daten. Zu den Erträgen äusserten sich 5 der 10 befragten Kantonalkirchen:
- Zürich: 181 Mio.
- Luzern: 100 Mio.
- St. Gallen: 100 Mio.
- Aargau: 93 Mio.
- Bern: 51 Mio.
Tatsache ist: Eine zentrale kirchliche Stelle, die sämtliche Finanz-Angaben von Kantonen und Gemeinden sammelt und auswertet, gibt es nicht. Die Aktiva, also das Vermögen, der Kirchengemeinden sind auch deshalb schwer in Erfahrung zu bringen. Einzig Luzern und St. Gallen geben eine Grössenordnung an: Auf 240 Mio. bzw 110 Mio. Franken belaufen sich laut den Finanzverantwortlichen die Aktiva der Kirchengemeinden.
Mindestens 1,5 Mrd. Vermögen der Kirchgemeinden
Anhand dieser Angaben sowie auf Basis von Stichproben schätzt «ECO» ein durchschnittliches Vermögen von 1 Mio. Franken pro Kirchgemeinde – oder Pfarrei mit materieller Verantwortung – als realistisch ein. Bereits dieser konservative Ansatz hiesse, dass die Kirchgemeinden in der Schweiz über ein Vermögen von mindestens 1,5 Mrd. Franken verfügten.