Es gibt auch in der Schweiz Unternehmen, die eigene Kinderkrippen führen. Aber sie sind die Ausnahme von der Regel. «Vor allem Unternehmen, die auf hochqualifizierte Arbeitskräfte angewiesen sind, die sie in Nordeuropa rekrutieren», würden eigene Kinderkrippen anbieten, sagt Nadine Hoch. Für diese Firmen sei dieses Angebot unabdingbar, so die Co-Geschäftsleiterin vom Verband Kinderbetreuung Schweiz Kibe.
Krippe bringt dem Unternehmen einen Gewinn
So verfügt beispielsweise ABB in der Schweiz mittlerweile über 15 Kinderkrippen. Der Technologiekonzern verspricht sich davon einen Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt. Neue Modellrechnungen aus Deutschland gehen noch weiter. Sie zeigen schwarz auf weiss, dass sich Investitionen in Krippen für Unternehmen rechnen können.
Die Universität Heidelberg hat die Kindertagesstätte des Chemikonzerns BASF in Ludwigshafen untersucht und kommt zum Schluss: die Kita rentiert für BASF, weil Mütter rascher aus der Baby-Pause zurückkommen, auf höherem Niveau wieder einsteigen und weniger abwesend sind.
Kein Fachkräftemangel dank Frauen
Ähnliche Argumente führt Hoch vom Schweizer Krippenverband ins Feld. Sie ist überzeugt, dass sich Investitionen in familienexterne Kinderbetreuung für Unternehmen lohnen. «Sie finden genügend Fachkräfte», sagt sie. Denn dank Krippe könnten sie die Frauen, die in der Schweiz inzwischen besser ausgebildet seien als die Männer, im Unternehmen behalten.
Fachkräfte werden künftig wohl noch rarer und Frauen gehören zum Arbeitskräfte-Reservoir, das noch nicht ausgeschöpft ist. Deshalb interessiere sich die Wirtschaft vermehrt für das Thema Kinderbetreuung, meint Daniella Lützelschwab vom Arbeitgeberverband. Inzwischen sei es so, dass die meisten Unternehmen ihre Angestellten mit Erziehungsfunktion in irgendeiner Form materiell unterstützen würden.
Grosse Unternehmen bieten eher Kita an
Allerdings gibt es keine konkreten Zahlen, wer was tut. Tendenziell bessere Karten haben junge Eltern, die in grossen Unternehmen tätig sind. Diese hätten tendenziell eher eine firmeneigene Kinderkrippe, während kleinere Firmen eher in einer Krippe Plätze kauften und diese dann vergünstigt an die Angestellten abgeben würden, sagt Lützelschwab.
?Kleine und mittlere Unternehmen können oder wollen aber häufig nicht mehr bieten, als Informationen über familienexterne Betreuungsmöglichkeiten an ihre Angestellten abzugeben. Hier seien «kaum Bestrebungen vorhanden, familienergänzende Betreuung von sich aus zu unterstützen», beobachtet Hoch vom Verband Kibe.
Weil in der Schweiz rund zwei von drei Arbeitnehmenden in einem KMU arbeiten, muss sich die Mehrzahl der jungen Eltern selber behelfen. Viele gut qualifizierte Frauen verzichten deshalb auf den Spagat zwischen Beruf und Familie. Derweil klagen viele Unternehmen weiter über einen akuten Fachkräftemangel.