Von den rund 300‘000 verkauften Neuwagen pro Jahr ist in der Schweiz mindestens ein Drittel geleast. In diesem Geschäft finanziert eine Leasing-Gesellschaft – zum Beispiel eine Bank – den Kaufpreis des Wagens vor. Das heisst, der Autohändler erhält von der Leasing-Gesellschaft nach Übergabe des Wagens an den Kunden den entsprechenden Betrag gutgeschrieben. Der Kunde seinerseits amortisiert das Auto in der Regel über 4 Jahre und zahlt an die Leasing-Gesellschaft eine monatliche Rate plus einen (derzeit eher tiefen) Zins. Am Ende der Vertragsdauer entscheidet in der Regel der Kunde, ob er das Fahrzeug kauft oder es an den Händler zurückgibt.
Mit dem massiven Preiszerfall der vergangenen Jahre bei Neuwagen und Occasionen, bedingt vor allem durch den erstarkten Franken, liegen die ursprünglich kalkulierten Restwerte vieler Fahrzeuge nun deutlich über den Marktpreisen. Diese Restwerte schulden die Autohändler den Leasing-Gesellschaften. Wohl wissend, dass sie für die entsprechenden Fahrzeuge auf dem Markt nur deutliche tiefere Erlöse erzielen werden: Verluste sind vorprogrammiert.
Bis zu 27 Prozent tiefere Marktpreise
Noch höher fallen sie für solche Händler aus, die aufgrund von Absatzdruck ihren Spielraum bei der Restwert-Ermittlung bis ans Limit ausgereizt haben, mit dem Ziel, ihren Kunden eine möglichst tiefe monatliche Leasing-Rate anzubieten.
Im Leasing-Geschäft ist die monatliche Leasing-Rate sozusagen die «Währung». Je tiefer, je attraktiver ist es für Kunden, ein Auto zu leasen. Doch je tiefer die Leasing-Rate, desto höher eben auch der Restwert des Autos. Roger Kunz, Direktimporteur aus Wohlen AG, schätzt, dass im Durchschnitt je Händler oder Garage über die letzten Jahre Restwert-Verpflichtungen von Leasing-Fahrzeugen in Höhe von 2 Millionen Franken aufgelaufen sind. Bei etwa 5000 Anbietern sind das gegen 100 Millionen Franken, denen 20 Prozent (Neuwagen) bzw. 27 Prozent tiefere Marktpreise gegenüberstehen.
Das Risiko ist nicht unbekannt in der Leasing-Branche
Schweizerischer Leasing-Verband
Allerdings ist das Schweizer Autogewerbe eine sehr heterogene Branche. Händler, die die Restwerte bei Leasing-Autos konsequent konservativ kalkuliert haben und den Vorgaben beziehungsweise Empfehlungen der Leasinggesellschaften gefolgt sind, dürften mit einem blauen Auge davonkommen.
Antonius Ackermann, Inhaber des gleichnamigen Autohauses in Oensingen SO, sagt im Interview mit «ECO»: «Wir schliessen Leasing-Verträge ab mit Restwert-Verpflichtungen, die von den Leasing-Gesellschaften vorgegeben werden. Uns hat es auch ein wenig getroffen, aber wir haben rechtzeitig Rückstellungen gebildet bei Geschäften die kritisch wurden.» Das Autohaus verkauft pro Jahr etwa 500 Fahrzeuge, die Hälfte über Leasing.
Markus Hess, Geschäftsführer des Schweizerischen Leasing-Verbandes meint: «Dieses Risiko ist nicht unbekannt in der Leasing-Branche und selbstverständlich auch nicht bei den Garagen.» Insofern spiele der Markt, und wenn dieser einmal die Risiken offenbare, dann müsse man sie in Kauf nehmen.
In einem ohnehin schon harten Verdrängungswettbewerb und angesichts knapper Margen können diese möglichen Leasing-Verluste für manchen Händler schnell einmal das Aus bedeuten.