In den letzten Jahren seien vor allem Männer – und ein paar wenige Frauen – mit besonderen Fähigkeiten reich geworden, sagt Marcel Widrig. Er ist bei PriceWaterhouseCoopers PwC für die Studie mitverantwortlich. Die Neureichen seien sehr risikobewusst, fokussiert – «schon fast verbissen» – und extrem auf das Geschäft fixiert.
Am Anfang stand Reagan
Solche Menschen hat es wohl schon immer gegeben. Während langer Zeit seien aber mehr Leute Milliardäre geworden, weil sie Glück und geerbt hatten. In den letzten 20 Jahren aber seien die Rahmenbedingungen verändert worden, erklärt Joe Stadler, bei der Grossbank UBS zuständig für superreiche Kunden.
Die gesetzlichen Vorgaben seien gegenüber den Jahrzehnten zuvor sehr marktfreundlich umgestaltet worden: «Nach der Reagan-Revolution wurde der Kapitalismus neu erfunden», sagt Stalder. Die Milliardäre hätten sich dies zunutze gemacht. Auch das billige Geld der Zentralbanken spiele den Superreichen tendenziell in die Hände.
«Golden Age» dank Technik
Die Autoren der Studie sprechen deshalb von einem Goldenen Zeitalter – ähnlich demjenigen vor dem ersten Weltkrieg. Anders als damals kommen manche Milliardäre heute auch aus Asien. Ausserdem wurden sie nicht in der klassischen Industrie oder im Eisenbahnbau reich. «Sie stammen vor allem aus dem Finanz-, Technologie- und Konsumgüterbereich», sagt Widrig. Ermöglicht habe dies die rasante Entwicklung bei Technologie, Kommunikation sowie das Zusammenwachsen der weltweiten Märkte.
Das aktuelle Goldene Zeitalter gehe jedoch seinem Ende entgegen, sind die Studienautoren überzeugt. Einerseits seien gewisse Märkte wohl irgendwann gesättigt und andererseits nehme der politische Druck zu, sagt UBS-Mann Stadler: «Die Gesellschaft wird es nicht hinnehmen, dass Milliardäre – auch wenn sie Selfmade sind – derart grosse Vermögen anhäufen.» Dies sei auch vor 100 Jahren beim ersten kapitalistischen Boom in den USA nicht anders gewesen.
Finanzberater wittern gute Geschäfte
Was schade ist für die Milliardäre, ist gut für UBS und PwC: Banken und Berater sind umso gefragter, je grösser die Unsicherheit ist. Hinzu kommt, dass schätzungsweise zwei Drittel der neuen Milliardäre in einem Alter sind, in dem sie sich überlegen, wem sie ihren Reichtum weitergeben sollen.
Viele würden ihr Geld wohltätigen Zwecken vermachen, sagt Stadler. «Heute ist das sogenannte Impact Investing angesagt». Dabei nehmen Milliardäre Geld für unkonventionelle Projekte in die Hand, bei denen sie rigorose Management-Vorgaben machen. «Die Zeit des einfachen Geld-Weggebens und Hoffens, dass etwas Vernünftiges daraus gemacht wird, ist vorbei.»
Auch beim clever Investieren sind Grossbanken und Beratungsunternehmen natürlich eher gefragt als beim Spenden. Mit der nun vorgelegten Studie wollen UBS und PwC also wohl vor allem den Superreichen zeigen, dass sie deren Sorgen und Nöte kennen und ihnen bei Bedarf gerne zur Seite stehen.