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Wirtschaft Mit eigenen Münzen gegen die Euro-Krise

Gleiche Währung für alle? Von wegen. Überall in der Euro-Zone wollen sich Regionen vom Joch des Euro lösen und mit eigenem Geld wirtschaften, lokal statt global. Sie haben es allerdings schwer.

Ob beim Elektriker, Optiker oder Bäcker – die Einwohner von Sardinien können seit drei Jahren mit einer neuen Währung bezahlen: dem Sardex. Bereits knapp 1000 Firmen benutzen die Währung. Mit dem neuen Geld helfen sich die Sarden selbst. Denn mit dem Sardex können die Inselbewohner weder sparen noch spekulieren. Mit dem Sardex können sie nur konsumieren und investieren – und nur lokal. Das kurbelt die gebeutelte heimische Wirtschaft an.

Das Prinzip: Firmen vernetzen sich regional durch die Komplementärwährung, dem Sardex, der neben der offiziellen Währung benutzt wird. Bewertet wird nach der herkömmlichen Währung: Ein Euro ist beispielsweise ein Sardex. Das Zinsverbot verhindert das Horten des Geldes, sondern zwingt die Mitglieder dazu, es wieder auszugeben. Das Geld fliesst. Und wichtig: Das Geld bleibt in der Region, wandert nicht dorthin ab, wo der höchste Gewinn lockt.

Audio
Gespräch mit Hervé Dubois, Direktionsmitglied bei der WIR-Bank (Urs Gilgen).
aus SRF 4 News aktuell vom 05.04.2013.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 55 Sekunden.

Schweizer WIR Bank gefragt

Das System beschäftigt derzeit viele wirtschaftlich schwache Regionen in Europa. Das merkt hierzulande die WIR Bank. Die Schweizerische Genossenschaft bietet weltweit das grösste komplementäre Geld-System, den WIR, kurz für Wirtschaftsring.

Die WIR Bank hat Erfahrung, gibt es sie doch seit mehr als 80 Jahren. Gegründet wurde der WIR, als es den KMU in der Schweiz schlecht ging. Während die Weltwirtschaft stotterte und die Kreditvergaben stockten, halfen sich die Firmen selbst.

Ähnlich ergeht es heute Regionen im Süden Europas. «Wir bekommen im Wochentakt Besuch aus andern Ländern», sagt Hervé Dubois, Mitglied der Direktion der WIR Bank. Die Franzosen, die Spanier, die Griechen oder die Ungarn gaben und geben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Ähnliches berichtet die Professorin Margrit Kennedy, Spezialistin für alternative Geldsysteme. Sie fügt hinzu: «Aus Spanien und Griechenland kommen die meisten Meldungen bezüglich alternativer Geldprojekte zu mir.»

Rechtliche Hindernisse

Viele konkrete Projekte gibt es bislang allerdings nicht. Es gibt Hürden. Zum Beispiel die Tatsache, dass Institute im Ausland keine Kredite mit alternativem Geld herausgeben dürfen. In der Schweiz kann die WIR Bank WIR-Geld schöpfen, indem sie die Komplementärwährung mit Franken hinterlegt. «Nur so können die Menschen auch mit grösseren Summen über 100'000 Franken arbeiten und nur so wird die Währung auch für die Menschen interessant», sagt Dubois.

Eine weitere Hürde: Mitglieder können die Komplementärwährung wiederum nur bei anderen Mitgliedern ausgeben. Es müssen demnach genügend Firmen mitmachen und der Währung vertrauen, damit eine Komplementärwährung funktioniert. Und: Firmen müssen zwei Buchhaltungen für beide Währungen führen, ein Mehraufwand.

Wertgutscheine oder Währung?

Deshalb: «Eine echte Alternative zum Euro und zum Franken sind diese Währungen nicht», so Europaanalyst der Deutschen Bank, Nicolaus Heinen. «Aber eine gute Ergänzung», so Dubois von der WIR Bank.

Die Komplementärwährungen funktionieren demnach ohne übergeordnete Währung nicht. Der Sardex in Sardinien oder der WIR in der Schweiz sind deshalb laut Heinen keine richtigen Währungen, sondern Wertgutscheine, gekoppelt an den Euro, beziehungsweise den Franken.

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