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Mitarbeiter können mittels Software kontrolliert werden
Aus SRF 4 News aktuell vom 15.09.2020.
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Mitarbeiterüberwachung Professorin: «Habe gegenüber Kontrollsoftware geteilte Gefühle»

Laut Medienberichten nutzt Novartis eine Software, um die Arbeit der Angestellten zu analysieren. Damit kann man etwa messen, ob Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter telefonieren, mailen oder an digitalen Meetings teilnehmen. Solche Programme könnten durchaus sinnvoll eingesetzt werden, sagt Antoniette Weibel, Professorin für Personalmanagement in St.Gallen. Doch das werde nicht immer getan.

Antoinette Weibel

Antoinette Weibel

Professorin für Personalmanagement

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Antoinette Weibel ist eine Schweizer Vertrauens- und Organisationsforscherin und Professorin für Personalmanagement an der Universität St. Gallen.

SRF News: Bei Ihnen an der HSG wird keine Kontrollsoftware zur Kontrolle Ihrer Arbeit im Homeoffice eingesetzt. Sind sie froh darüber?

Antoinette Weibel: Ich habe gegenüber solcher Software geteilte Gefühle: Einerseits finde ich sie beängstigend, weil damit immer mehr Dinge möglich werden. Andererseits sehe ich auch positive Aspekte. Am Ende des Tages kommt es sehr darauf an, warum man etwas macht und wie man es macht.

Wir sind noch relativ moderat und vorsichtig unterwegs.

Sie haben in einer Studie Schweizer Unternehmen befragt um herauszufinden, welche Methoden der Messung und Überwachung von Angestellten heute schon angewendet werden. Wie lautet Ihr Fazit?

Im Vergleich zu einer ähnlichen Umfrage 2018 sind die Unternehmen in dem Bereich viel aktiver geworden. Eingesetzt wird solche Software vor allem in der Rekrutierung und Selektion von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie in der Leistungsmessung und der Personallenkung. Generell lässt sich sagen, dass wir noch relativ moderat und vorsichtig unterwegs sind.

Was ist aus Ihrer Sicht eine sinnvolle Anwendung solcher Programme?

Gut finde ich die Entwicklung, dass man die Fähigkeiten und Stärken der Mitarbeiter in einer Art Landkarte der Fähigkeiten festhält. Veränderungen lassen sich sehr rasch anpassen, neue Fähigkeiten können schnell einfliessen.

Ein Vorteil vor allem für sehr grosse Unternehmen.

Zudem erhält man so sehr rasch ein Matching. Das ist vor allem in sehr grossen Unternehmen ein Vorteil, denn dort weiss man oftmals nicht, wer was weiss. Beim Zusammenstellen eines Teams zur Lösung einer Aufgabe kann man so also sehr schnell die dazu nötigen Personen zusammenbringen.

In welchem Bereich bekommen Sie Gänsehaut angesichts der raschen Entwicklung im Software-Bereich?

Etwa bei gewissen Rekrutierungs-Tools. So werden Shortlistings von Bewerbungen aufgrund von Algorithmen gemacht.

Die Folge ist nicht Vielfalt, sondern Einfalt.

Ich finde das vor allem deshalb etwas gruselig, weil solche Vorgehensweisen nicht Vielfalt zur Folge haben, sondern Einfalt. Und das ist eigentlich nicht gut für ein Unternehmen. Denn so wird stets nur reproduziert, was mal erfolgreich war – und nicht, was in Zukunft zum Erfolg führen könnte.

Es hängt also von der Firmenkultur ab, ob eine Analysesoftware Fluch oder Segen ist?

Firmenkultur und Stellenwert der Mitarbeitenden spielen die Schlüsselrolle. Entweder ist die Analysesoftware bloss Mittel zum Zweck – oder aber man will mit diesem Mittel die Zukunft gestalten; dann geht man mit der Software ganz anders um und könnte dafür auch einen viel besseren Nutzen finden.

Das Gespräch führte Christoph Kellenberger.

SRF 4 News aktuell vom 15.9.2020, 08.20 Uhr;

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