Die Klage ist 114 Seiten dick und gespickt mit genügend Beispielen, um das Fehlverhalten ihres früheren Vorgesetzten zu beweisen. Das zumindest denkt Yasmine Motarjemi, die viele Jahre für die Weltgesundheitsorganisation WHO arbeitete, bevor Nestlé sie im Jahr 2000 abwarb.
Zehn Jahre für Lebensmittelsicherheit verantwortlich
Als «Food Safety Managerin» war Yasmine Motarjemi bei Nestlé zehn Jahre lang für die Lebensmittelsicherheit verantwortlich. Die Kaderfrau nahm ihre Aufgabe ernst und fand oft Grund zur Beanstandung. Freunde schaffte sie sich damit nicht, erhielt aber fünf Jahre lang gute Noten für ihre Arbeit. Dann wechselte ihr Vorgesetzter.
Mit dem neuen Chef habe das Mobbing begonnen, sagt die ehemalige Kaderfrau. Er habe sie nicht mehr an Konferenzen als Referentin auftreten lassen, habe ihr Team nach und nach verkleinert, ihr Projekte entzogen. Sie wehrte sich, bis ihr Fall sogar bei Konzernchef Paul Bulcke auf dem Schreibtisch landete. Fünf Jahre dauerten die Auseinandersetzungen. Nestlé bot ihr einen neuen Job innerhalb des Konzerns an. Sie lehnte ab, weil sie sich nicht aufs Abstellgleis schieben lassen wollte, wie sie sagt.
Klage statt Abgangsentschädigung
2010 entliess der Konzern seine Kaderfrau und bot ihr eine Abgangsentschädigung an. Auch diese lehnte sie ab. Und zog stattdessen vor Gericht. Yasmine Motarjemi hat die Nestlé-Konzerntochter Nestec auf Schadenersatz verklagt: auf einen symbolischen Franken Genugtuung und rund zwei Millionen Franken entgangenen Lohn bis zur ordentlichen Pensionierung. Seit rund sechs Monaten läuft das Verfahren vor dem Bezirksgericht in Lausanne.