[Update: Nach der Präsentation am Mittwoch ist der offizielle Name der neuen Sony Spielkonsole nun bekannt: Das zuvor als Playstation Neo bekannte Gerät wird unter dem Namen Playstation 4 Pro verkauft werden. Dieser Artikel wurde nach der Vorstellung der neuen Konsole am Mittwoch aktualisiert.]
Am Mittwochabend stellte Sony in New York eine neue Spielkonsole vor: Die Playstation 4 Pro, eine leistungsstärkere Version der Playstation 4. Mit dieser neuen Konsole geht ein Ära zu Ende. Nämlich die Gewissheit, dass eine Konsolengeneration gut sieben Jahre dauert und sich in der Zeit nichts Grundlegendes an der Hardware des Geräts ändert.
Seit den Konsolen der 80er-Jahre wurde an dieser Tradition nicht gerüttelt. Die Playstation 4 wurde in Europa Ende November 2013 eingeführt. Steht die Playstation 4 Pro wie erwartet zum Weihnachtsgeschäft 2016 in den Regalen, ist ihre Vorgängerin gerade einmal drei Jahre alt.
Die leistungsstärkste Konsole auf dem Markt
Zwar kamen auch früher schon neue Konsolenmodelle in Jahresabständen auf den Markt. Die unterschieden sich aber bloss in Form, Farbe oder Festplattengrösse. Die Playstation 4 Pro hat dagegen ein zünftiges Hardware-Update erhalten. Sie verfügt über einen 1,3-mal schnelleren Hauptprozessor als die Playstation 4, hat etwas mehr Arbeitsspeicher und vor allem einen mehr als doppelt so schnellen Grafikprozessor.
Die Playstation 4 Pro ist damit die derzeit leistungsstärkste Konsole auf dem Markt. Und die einzige, die Gamen in 4K-Auflösung möglich macht (in den meisten Fällen allerdings mit Abstrichen). Nicht weniger wichtig: Die Playstation 4 Pro unterstützt das Virtual-Reality-Headset Playstation VR. Das tut zwar auch die Playstation 4, doch deren Hardware gerät dabei an ihre Grenzen.
Keine Games nur für die neuen Konsolen
Im PC-Gaming beginnt sich 4K und Virtual Reality mit besonders leistungsstarken (und entsprechend teuren) Maschinen langsam durchzusetzen. Um dem entgegenzuhalten, bessert nicht nur Sony die Hardware der aktuellen Konsolengeneration auf, auch Konkurrent Microsoft plant entsprechend. Die Nachfolgerin der Xbox One trägt den Codenamen Scorpio und wird für das Jahresende 2017 erwartet. Auch Microsoft bricht also mit der 7-Jahre-Regel und bringt bereits nach vier Jahren eine neue Konsole in die Läden.
Sony wie Microsoft geben sich dabei alle Mühe, bestehende Kunden nicht zu verunsichern. Niemand werde abgehängt, lautet die Botschaft. Es werde keine Games nur für die neuen Konsolen geben. Auch online dürften Spielehersteller nicht zwischen den alten und neuen Geräten unterscheiden. So wären Downloads mit zusätzlichen Inhalten nur für die Playstation 4 Pro oder die Xbox Scorpio nicht erlaubt.
Auch bei den Peripheriegeräten sieht es nicht nach einem Wechsel aus: Die Playstation 4 Pro wird weiterhin auf den «Dual Shock 4»-Kontroller der Playstation 4 setzen.
Neue Modelle lösen die alten nicht ab
Die Absicht ist klar: Statt den Markt völlig zu fragmentieren, sollen den Käufern verschiedene Einstiegspunkte gegeben werden. Wer maximale Leistung will, kann zu den Highend-Geräten Playstation 4 Pro oder Xbox Scorpio greifen – und natürlich auch tiefer in die Tasche. Wer mit weniger zufrieden ist, für den steht die am Mittwoch ebenfalls präsentierte Playstation 4 Slim parat, bei Microsoft die Xbox One S.
Und für besonders Kostenbewusste werden weiterhin die alten Modelle der Playstation 4 und Xbox One erhältlich bleiben, deren Ladenpreise nach der Einführung der neuen Konsolen wohl deutlich gesenkt werden.
Die verschiedenen Modelle werden also nebeneinander bestehen und denselben Game-Katalog abspielen. Auf den teuren Geräten werden die Games allerdings in besserer Auflösung, detaillierterer Grafik oder mit schnelleren Frame-Raten laufen.
Für die Game-Entwickler bedeutet das einen Mehraufwand. Sie können pro Konsolenfamilie nicht mehr mit mit einer einzigen Hardware-Konfiguration rechnen, die sie gut sieben Jahre lang kennenlernen und optimal ausnutzen können.
Allerdings wird das für die meisten Studios keine grosse Umstellung sein. Sie sind es vom PC-Markt her gewohnt, auf verschiedenste Hardware-Einstellungen Rücksicht nehmen zu müssen. Ausserdem verwenden alle aktuellen Konsolen im Gegensatz zu früheren Modellen die x86-Chip-Architektur, sind also ohnehin schon sehr nahe an den PCs gebaut.
Schnellere Wechsel wie bei Smartphones
Für die Konsumenten dagegen wird der Konsolen-Kauf in Zukunft wohl anspruchsvoller. Bis jetzt gab es pro Hersteller nur eine Konsole, deren Ausrüstung für die nächsten Jahre mehr oder weniger unverändert blieb. Danach erschien eine neue Generation und das Spiel ging von vorne los. Nur wenig Auswahl, aber man wusste, was man hat.
Nun gleicht sich der Markt dem der Smartphones an: Es vergehen nicht mehr Jahre, bis eine neue Konsole die alte ablöst. Die Hardware wird in deutlich schnellerem Rhythmus angepasst und massgeblich verbessert. Und analog der Apps auf dem Smartphone werden Games zwar auch auf älteren Geräten laufen, am besten allerdings auf den neusten, teureren Maschinen.
Auch wenn Leute wie Xbox-Chef Phil Spencer betonen, das ungewohnt frühe Erscheinen der neuen Konsolen sei lediglich eine 4K und Virtual Reality geschuldete Ausnahme, wird die Industrie kaum wieder zum gewohnten 7-Jahre-Rhythmus zurückkehren. Zu verlockend ist die Aussicht, mit verschiedenen Konsolen-Modellen die Käuferschaft zielgenauer ins Visier zu nehmen und so mehr Hardware verkaufen zu können.