Daniel Gerber ist ständig unterwegs und spricht mit Start-ups. Er ist Co-Leiter der Swisscom-Aussenstelle im Silicon Valley . «Die Leute hier haben alle eine Passion für ein Thema und wollen mit ihren Ideen die Welt erobern», sagt er. Der Innovationsmanager will vom Wissen im Technologie-Mekka profitieren. «Damit die Swisscom früher reagieren und damit das Unternehmen transformieren kann», so Gerber.
Swisscom betreibt seit 15 Jahren eine Niederlassung in Palo Alto, rund 45 Fahrminuten südlich von San Francisco. Auch Ursula Oesterle sucht für Swisscom in Kalifornien nach Innovation. Das Silicon Valley sei wie ein zentraler Marktplatz. «Hier finden die technischen Entwicklungen statt, und hier werden sie präsentiert und verkauft», so Oesterle. «Wir müssen hier sein, weil die Ideen von hier kommen.»
Kalifornische Technologie schon in Schweizer Haushalten
Tausende Startups werden im Silicon Valley jährlich gegründet. Davon profitiert die Swisscom: So steckt in der neuen Set-Top-Box des Konzerns Technologie aus dem Silicon Valley. Aktuell prüft Swisscom eine Zusammenarbeit mit dem Jungunternehmen Mimosa Networks, das höhere Internet-Bandbreiten für abgelegene Schweizer Dörfer verspricht - mit einer Art Wlan-Schüssel. Für das Start-up wäre der Auftrag von Swisscom der Durchbruch. Ob es so weit kommt, ist noch offen.
Aus Fehlern lernen
Noch am Anfang der Reise im Silicon Valley steht Nestlé. Seit gut einem Jahr suchen die Marketing-Fachleute Mark Brodeur und Stephanie Nägeli nach jungen Firmen, die die Bewerbung von Nestlé-Produkten weitertreiben können.
Ausschlaggebend war heftige Kritik in sozialen Medien, ein Shitstorm, der vor vier Jahren über Nestlé losbrach. Greenpeace prangerte damals in einem Film den Konzern an, weil der Schokoriegel «Kitkat» Palmöl enthält. Palmöl-Plantagen zerstören gemäss Greenpeace den Lebensraum von Orang-Utans. Der Film ging um die Welt. Nestlé wollte ihn verbieten lassen – was noch mehr Unmut entfachte. Es war ein PR-Desaster.
Nun will Nestlé aus diesen Fehlern lernen. «Wir wollen uns mit dem Kunden verbinden. Die moderne Technologie macht viel Neues möglich», sagt Nestlé-Mann Mark Brodeur. Er ist mit seiner Kollegin daran, im Silicon Valley ein Netzwerk aufzubauen.
Der gläserne Online-Kunde
Eine erste Zusammenarbeit mit dem Startup Pixlee soll Nestlé helfen, das Verhalten von Tierbesitzern besser kennenzulernen. Pixlee sammelt für die Nestlé-Tochter Purina, einen Tiernahrungs-Hersteller, Tierfotos und wertet diese aus. Das Unternehmen registriert auch den Zeitpunkt, zu dem die Fotos im Internet gepostet werden.
Auf diese Art will Nestlé erfahren, um welche Tageszeit die Kunden besonders empfänglich für Online-Botschaften über Tiernahrung sind. «Wir können dann auf unseren Social-Media-Kanälen Bilder mit Hundefutter posten, weil wir wissen, dass die Kunden zu bestimmten Zeiten über Hundefutter nachdenken», sagt Nestlé Marketing-Managerin Stephanie Nägeli.
Viele Gespräche – wenige Geschäfte
Der Innovationsspezialist der Swisscom, Daniel Gerber, führt jährlich mit 600 Start-ups Kurzgespräche. Zu einer Zusammenarbeit kommt es mit drei bis vier Jungunternehmen. Gerber bezeichnet diese auf den ersten Blick bescheidene Bilanz als Erfolg. Neue Produkte seien das Eine. Er habe durch seine Arbeit im Silicon Valley auch die Organisation des Konzerns weiterentwickeln können.
Daniel Gerber kehrt nach vier Jahren in die Schweiz zurück. Sein Aufenthalt im Silicon Valley hat sich für Gerber in Bezug auf die Karriere gelohnt: Er leitet bei Swisscom nun den Bereich New Business & Innovation.