Am 14. Juni hat der Industriekonzern Dätwyler aus dem Kanton Uri ein Kaufangebot für den britischen Elektronikhändler Premier Farnell vorgelegt. Der Preis beträgt fast 850 Millionen Pfund. Nun, kurz nach Bekanntwerden des Brexit, sagt Dätwyler-Sprecher Guido Unternährer, sein Unternehmen bereue den Entscheid nicht. «Wir haben mit beiden Szenarien gerechnet.»
Dätwyler habe sich ganz bewusst entschlossen, mit dem Angebot für Premier Farnell nicht bis nach der Brexit-Abstimmung zu warten. Natürlich erwarte man, dass britische Konsumentinnen und Konsumenten wegen des schwächeren Pfund-Kurses nun weniger Produkte kaufen würden, sagt Unternährer. Allerdings dürften die Produktionskosten durch das günstige Pfund sinken und die Exporte aus Grossbritannien steigen. Zudem werde der Kauf nun billiger, sagt der Sprecher. Denn Dätwyler hat in Pfund geboten.
Probleme mit dem Zutritt zum EU-Markt
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Auch für andere Schweizer Unternehmen könnte es verlockend sein, nun in Grossbritannien auf Einkaufstour zu gehen. Eine solche Firmenübernahme sei jedoch mit grossem Risiko behaftet, sagt Alexis Lautenberg, Bankenlobbyist in Brüssel und Präsident der britisch-schweizerischen Handelskammer. «Namentlich im Dienstleistungsbereich werden Unternehmen möglicherweise grössere Marktzutrittsprobleme haben als heute.»
Bei Dätwyler hat man jedoch keine Angst, dass der Zutritt zum EU-Markt problematisch werden könnte. «Wir gehen davon aus, dass sowohl die EU als auch England interessiert sind, dass sie einen guten Zugang zueinander haben», sagt Sprecher Guido Unternährer. Die Schweiz sei schliesslich auch nicht in der EU, «und es ist nicht unmöglich oder schwierig, in die EU zu liefern».