Die Welt ist in den letzten Jahren besser geworden, viele Millenniums-Ziele der UNO wurden erreicht; darunter insbesondere das prominenteste Ziel, die Halbierung der Armut seit dem Jahr 2000. Hauptgrund für diese Zielerreichung war aber nicht die UNO, sondern die schlichte Tatsache, dass China und Indien wirtschaftlich stark gewachsen sind und damit Millionen von Menschen dank bezahlter Arbeit der Armut entkommen konnten. Auch anderweitig gibt es Kritik an den Millenniums-Zielen. Doch bei aller Kritik – die Millenniumsziele waren immerhin fokussiert.
Ganz anders die neuen Nachhaltigkeitsziele, die die UNO nun verabschieden wird. Das Paket besteht aus 17 Haupt- und 169 Unterzielen. Die UNO hält sie für «historisch» und «weitsichtig». Viele Ziele sind jedoch illusorisch: Etwa Ziel 1.1 – die «Komplette Beseitigung schwerer Armut bis ins Jahr 2030» oder die «Vollbeschäftigung für alle Frauen und Männer, eingeschlossen Jugendliche und Behinderte, bis 2030».
«Ideen-Sammlung von Lobby-Gruppen»
Anderes wirkt fehl am Platz, etwa die «Halbierung der Zahl der Strassenverkehrsopfer bis 2020» oder die «Verbesserung der Umsetzung der Tabak-Richtlinien der WHO». Dazu kommen Dutzende von Zielen, deren Erreichung sich nicht messen lässt. Die UNO erklärt: «Die SDG sind komplexe und schwierige Ziele, die komplexe und schwierige Probleme lösen sollen.»
Sustainable Development Goals
Dem hält nebst etlichen anderen Kritikern die Zeitschrift «The Economist» dagegen, die Nachhaltigkeitsziele seien eine Sammlung von Ideen aller möglichen Lobby-Gruppen, die ihre eigenen Interessen vor Augen hatten. «Die Nachhaltigkeitsziele wären schlimmer als unnütz», lautet das Fazit.
Kritik an den Nachhaltigkeitszielen kommt auch aus den Reihen etablierter Entwicklungshelfer. So schreibt etwa Rolf Kappel, der ehemalige Leiter des Entwicklungshilfe-Departements an der ETH Zürich in einem Aufsatz, die Nachhaltigkeitsziele «zeigen in die falsche Richtung». Und weiter: «Die enorme Ausweitung des Umfangs der neuen Agenda könnte den globalen Einsatz zur Armuts-Bekämpfung reduzieren, und die Armen würden darunter leiden. Das darf nicht geschehen.»