Das Wichtigste in Kürze:
- Heute öffnet die weltweit wichtigste Uhren- und Schmuckmesse, Baselworld, ihre Tore.
- Ein Rundgang zeigt: Von einem Boom der Smartwatches kann keine Rede sein.
- Dabei war den «schlauen» Uhren noch vor wenigen Jahren eine grosse Zukunft vorausgesagt worden.
- Es fragt sich, ob die Schweizer Uhrenhersteller hier nicht die Chance verpassen, die Kunden von morgen an sich zu binden.
Gleich beim Eingang in die Halle mit den glitzernden und millionenteuren Ständen der Schweizer Luxusuhrenhersteller wirbt eine Firma mit ihrer Smartwatch. Mit einem Wisch über die Uhrenoberfläche kann der Träger die Farbe des Zifferblattes ändern, E-Mails empfangen oder sich mit einem eingebauten GPS durch fremde Gegenden führen lassen.
Weit und breit kein Boom
Auch vereinzelte andere Uhrenhersteller haben an der Baselworld eine Smartwatch im Angebot. Doch ein Boom ist weit und breit nicht auszumachen. «Wir haben vor einem Jahr eine Smartwatch lanciert», sagt etwa Heinz Schweizer, stellvertretender Direktor der kleinen Baselbieter Uhrenfabrik Grovana. Doch das Echo sei «ganz, ganz schlecht» gewesen. Konsequenz: «Fertig Smartwaches!»
Neben dem fehlenden Interesse gibt es für Schweizer noch einen zweiten Grund, auf die Elektronik-Uhren zu verzichten: Weil eine Smartwatch mit einem Uhrwerk ausschliesslich in Asien hergestellt werde, könne sie nicht als Swissmade verkauft werden.
Wenn ein kleinerer Uhrenhersteller also kein eigenes Werk entwickeln kann, darf er seine Uhren nicht mehr als Schweizer Produkt verkaufen. Wegen dieses enormen Nachteils verzichteten viele Hersteller auf die Lancierung einer Smartwatch, glaubt der Grovana-Vizedirektor.
- Nur das Luxussegment bei den Uhren spürt eine Abkühlung Nur das Luxussegment bei den Uhren spürt eine Abkühlung
- Zahl der Aussteller an der Uhrenmesse geht zurück Zahl der Aussteller an der Uhrenmesse geht zurück
- baselworld.com: Website der Uhren- und Schmuckmesse baselworld.com: Website der Uhren- und Schmuckmesse
Junge ans Uhrentragen gewöhnen
Der Chef der Messe Basel, René Kamm, dagegen ist überzeugt, dass die Smartwatch kommen wird: Um die Jungen daran zu gewöhnen, dass man das Handy auch am Handgelenk tragen kann, so René Kamm, sei es wohl wichtig, dass auch die traditionellen Uhrenhersteller beginnen, Smartwatches herzustellen.
«Wieso sollten sich die Jungen später, mit 30 oder 35 Jahren eine teure Uhr ans Handgelenk tun, wenn sie heute nichts am Handgelenk tragen?», fragt er rhetorisch. Für die Schweizer Uhrenhersteller gehe es also darum, heute bereits die Kundschaft von morgen anzubinden.
Doch vorderhand scheinen die Schweizer Uhrenhersteller den Smartwatch-Markt IT-Konzernen wie Apple und Samsung zu überlassen.