Zwei Tage vor Beginn des 46. World Economic Forum (WEF) haben die Sicherheitsorgane in Davos über eine erhöhte Bedrohungslage informiert. Demnach liegen derzeit zwar keine konkreten Anschlagspläne gegen das WEF vor. Dennoch nehmen die Verantwortlichen die Situation ernst: Sie gehen von einer erhöhten Bedrohung aus.
Die Lage sei ruhig, sagte der Kommandant der Bündner Kantonspolizei, Walter Schlegel. Er ist Gesamtverantwortlicher für die Sicherheit am WEF. Seit den Anschlägen im November in Paris werden jedoch auch Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürteln als potenzielle Gefahr gesehen.
Die Sicherheitskräfte haben darauf mit verschiedenen Massnahmen reagiert. Die nachrichtendienstliche Aufklärung wurde schon im Vorfeld des WEF stark intensiviert. Zudem wurde in Davos die Polizeipräsenz erhöht und die Kontrollen ausgeweitet. Alle involvierten Polizeikorps absolvierten Spezialausbildungen in Terrorbekämpfung.
Unterstützung anderer Kantonspolizeien und der Armee
Die Bündner Kantonspolizei wird unterstützt von Polizeikräften aus der ganzen Schweiz. Deren Anzahl wird nicht bekanntgegeben. Die Armee ist mit 4500 Personen im Einsatz, 95 Prozent davon Milizsoldaten.
Hauptaufgabe der Armee ist die Wahrung der Lufthoheit und der Luftpolizeidienst. Dazu kommen Objekt- und Personenschutz, die Abwehr biologischer und chemischer Waffen und die Logistik. Ausserdem half die Armee bei den Aufbauarbeiten und stellte unter anderem 46 Kilometer Absperrgitter auf.
Keine Einflussnahme ausländischer Sicherheitsdienste
In den Grundzügen ist das Sicherheitsdispositiv laut Schlegel gleich wie in den Vorjahren. Auf Terrorismus ist es ist seit den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA ausgerichtet.
Involviert sind laut dem Polizeichef sämtliche nachrichtendienstliche Stellen der Schweiz, ebenso die Nachrichtendienste der Nachbarländer sowie die wichtigsten Nachrichtendienste der Welt. Die ausländischen Dienste lieferten Informationen. Direkt beeinflussen könnten sie die Arbeit der Schweizer Sicherheitskräfte aber nicht.
«Unser Einsatz folgt den Standards für internationale Kongresse», erklärte Schlegel. Zwar würden einzelne Staaten versuchen, Auflagen zu machen, aber die Schweizer würden sich keinem Einfluss unterwerfen. «Wir definieren, wo sich ausländische Personenschützer aufhalten dürfen und welche Kompetenzen sie haben», sagte der Sicherheitschef.
VIP-Schutz als grösste Herausforderung
Als grösste Herausforderung bezeichnete Schlegel die besonders hohe Anzahl von wichtigen Personen (VIP), bei denen völkerrechtliche Schutzverpflichtungen bestünden. Rund 100 der 2500 Teilnehmer, etwa Staats- und Regierungschefs und Angehörige von Königshäusern, würden in besonderem Umfang geschützt. Eine Erleichterung für den Sicherheitseinsatz ist hingegen, dass keine Demonstrationen angesagt sind – zum zweiten Mal seit Jahren.
Wie jedes Jahr gleicht Davos einer Festung. Die zwei Zufahrtswege durch das Prättigau und das Landwassertal werden kontrolliert, vier Sicherheitszonen im Ort können nur mit Bewilligung betreten werden, und auch Hotels sind gesichert.