Schön ist er nicht, der Roboter der Firma EcoRobotix aus Yverdon. Schnittig schon gar nicht. Vielmehr sieht er aus wie ein fahrender Ping-Pong-Tisch. Das Tischblatt bilden zwei grosse Solarpanels. So muss der Roboter weder betankt werden noch muss man seine Batterien wechseln. Er funktioniert, solange es hell ist.
Am vorderen Ende des Tischs ragt ein Stab hoch, an dem eine Kamera befestigt ist. Sie filmt den Boden ab. Und unter den beiden Solarpanels sind zwei Arme befestigt. Die gleichen kommen bei Nestlé in der Schokoladen-Fabrik zum Einsatz, wenn sie die Pralinen vom Förderband in die Schachtel setzen. Mit dem Einsatz von bereits getesteter Technik verhindert die Jungfirma, dass ihr Roboter unter Kinderkrankheiten leidet.
Auch ökologisch unterwegs
«In der herkömmlichen Landwirtschaft spritzt der Bauer seinen Unkrautvertilger überall hin. Unser Roboter aber sprüht mit seinen beiden Armen ganz gezielt ein paar Tropfen auf das einzelne Unkraut, das die Kamera bei den Fahrten über das Feld entdeckt hat», lobt Aurelien Demaurex, einer der beiden Gründer des Start-up EcoRobotix, die Effizienz seines Roboters. So brauche ein Bauer nur noch bis zu einem Zwanzigstel dessen, was er beim wahllosen Versprühen von Unkrautvertilgern benötige.
Auch im Biolandbau funktioniere der Roboter, erklärt der Unternehmer. Dort verspritzt er keinen Unkrautvertilger. Das ist verboten. Dafür zerhacken seine Roboterarme das Unkraut mit zwei Scheren bis zu den Wurzeln hinunter. «Der Roboter kann Fruchtpflanzen und Unkraut unterscheiden, weil die Techniker den Bordcomputer mit Millionen von Fotos und Filmen von Nutzpflanzen und Unkräutern gefüttert habe», erklärt Demaurex.
Lernfähiger Roboter
Und der Roboter sei lernfähig: «Bei jeder Fahrt über ein Feld speichert das Gerät alles und erkennt so immer mehr selber. Die Kamera und das GPS-System sorgen zudem dafür, dass der Roboter schön in der Spur bleibt.» Der konventionelle Bauer spart so grosse Mengen an Unkrautvertilger, der Biobauer viel Zeit, die er auf dem Feld mit Jäten verbracht hätte.
Der Roboter aus Yverdon ist so ausgelegt, dass er im Frühling Zuckerrüben-Äcker bearbeitet, im Sommer können ihn die Bauern über ihre Weiden fahren lassen, um jene Unkräuter zu vernichten, welche die Kühe verschmäht haben. Und im Oktober kommen die Rapsfelder dran. Von März bis Oktober kann der Roboter also eingesetzt werden und steht damit seltener unbenutzt herum als viele andere landwirtschaftliche Maschinen.
Bauern werden zu Datenmanagern
Beim Schweizerischen Bauernverband (SBV) geht man davon aus, dass die Robotisierung der Landwirtschaft schnell vorangehen wird – mit Auswirkungen auf den Berufsstand des Bauern. «Die Ansprüche an die Landwirte werden viel höher. Sie werden quasi zu Datenmanagern. Die Anforderungen an die Ausbildung der Landwirte wird demnach deutlich zunehmen», blickt David Brugger, zuständig beim SBV für Pflanzenbau, in die Zukunft.
Der Unkrautvernichtungs-Roboter aus Yverdon ist nur ein Beispiel. Die ETH testet Drohnen, die aus der Luft erkennen können, ob und wo ein Feld von einem Schädling befallen ist und ob ein Teil eines Ackers intensiver gedüngt oder stärker bewässert werden muss als der Rest. Und in Plantagen kommen Roboter zum Zug, die erkennen, welche Tomaten reif sind und pflücken sie gleich selber. All diese Daten erfassen und die richtigen Massnahmen daraus ableiten, das wird künftig der Bauer tun müssen. Also weniger auf dem Traktor sitzen, dafür häufiger hinter dem Computer.