Seit vielen Jahren verfolgt Manfred Elsig, Professor für internationale Beziehungen am World Trade Institute der Universität Bern, das Geschehen um die Welthandelsorganisation WTO. Er sagt zum heute beginnenden WTO-Treffen in Kenias Hauptstadt Nairobi: «Die Erwartungen sind nicht sehr hoch.» Denn auch bei diesem Ministertreffen dürften sich die über 160 Mitgliedstaaten kaum einigen.
Streit gibt es zum Beispiel über den Abbau von Exportsubventionen für verarbeitete Landwirtschaftsgüter. Dazu gehören etwa Unterstützungszahlungen für «Guetzli» mit Schweizer Getreide, die ins Ausland verkauft werden. Ohne diese Subventionen wäre das Schweizer Getreide für den Export zu teuer. Vor wenigen Wochen sah es noch danach aus, als würden diese Ausfuhrsubventionen verboten. Nun ist diese Frage wieder offen. Denn die USA wollen ihre Exportsubventionen nicht aufgeben. Auch bei anderen umstrittenen Themen sind keine Kompromisse zu erwarten.
Handelsliberalisierungen angestrebt
Dabei bräuchte die WTO dringend einen Erfolg. Seit 2001 schon verhandelt man über den Abbau von Zöllen und über sogenannte harmonisierte technische Anforderungen. Dazu zählen unter anderem ähnliche Sicherheitsstandards für Industrieprodukte. Der weltweite Handel würde von solchen Liberalisierungen profitieren, lautet die Hoffnung.
Ausserdem wollte man damals den Entwicklungsländern ermöglichen, ihre Landwirtschaftsgüter einfacher auf dem Weltmarkt anbieten zu können. Dabei sollten diese Staaten selbst nicht allzu viele Zölle abbauen müssen, was ihrer schwachen Wirtschaft schaden würde. Doch auch in diesem Punkt wurde bis heute keine Einigung erzielt.
Diplomaten wollen nicht scheitern
Wäre es also nicht klüger, die bisherigen Verhandlungen mit ihren ambitionierten Zielen für gescheitert zu erklären, wie es auch der Handelsbeauftragte der USA fordert? Manfred Elsig von der Universität Bern ist auch dieser Meinung. «Aber in der Diplomatie tut man dies natürlich nicht.» Auch in Nairobi werde wohl weiter über die alten Programme diskutiert. Einen Durchbruch erwartet der Professor nicht. Die offizielle Schweiz übrigens auch nicht: Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann ist gar nicht erst nach Kenia gereist.