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Patrick Rohr: «Die 1. August-Rede ist die Königsdisziplin»
Aus Gast am Mittag vom 01.08.2024. Bild: ZVG/David Niederhauser
abspielen. Laufzeit 29 Minuten.

Überzeugend sprechen So gelingt eine mitreissende 1.-August-Rede

Vorbereitet oder aus dem Stegreif? Manuskript oder Stichwortkarte? Der Experte weiss aus Erfahrung, dass man das Publikum nie aus den Augen verlieren darf und seinen Text besser nicht abliest. Solche Tipps sollen Mut machen und die Lust am Reden wecken. Ein erfolgreicher Auftritt kann sich mit den richtigen Werkzeugen einfacher gestalten, als man denkt. Der Rhetoriktrainer Patrick Rohr erklärt, wie es gelingt.

Patrick Rohr

Kommunikationstrainer, Journalist, Fotograf und Buchautor

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Rohr ist Kommunikationstrainer, Journalist, Fotograf und Buchautor. Bis 2007 arbeitete er als Redaktor und Moderator für verschiedene Sendungen des Schweizer Fernsehens SRF (u.a. Schweiz aktuell, Arena und Quer). Seither ist er als Kommunikationstrainer und -berater selbstständig und reist als Fotojournalist – vor allem im Auftrag von NGOs wie Helvetas, Ärzte ohne Grenzen und Ruedi Lüthy Foundation – um die Welt. Er hat zwei fotojournalistische Bücher (über Japan und die neue Seidenstrasse) und vier Kommunikationsratgeber, darunter den Longseller «Reden wie ein Profi», veröffentlicht.

SRF: Angenommen, ich gebe die Zusage für die 1.-August-Rede im nächsten Jahr. Wie gehe ich in die Vorbereitung?

Patrick Rohr: Entscheidend ist, dass Sie wissen, was Sie sagen wollen. Formulieren Sie in einem Satz Ihre Kernbotschaft.

Die Kernbotschaft ist das Ziel, das Sie mit ihrer Rede erreichen möchten.

Wenn das nicht gelingt, wollen Sie zu viel. Die Kernbotschaft ist das Ziel, das Sie mit ihrer Rede erreichen möchten. Jetzt können Sie den Weg dorthin festlegen. Definieren Sie als zweiten Schritt, wie Sie einsteigen möchten.

Wie schaffe ich es in den ersten Sekunden einer Rede, das Publikum für mich zu gewinnen?

Nicht mit einer umständlichen Begrüssung oder einer langen Verdankung. Schaffen Sie zum Beispiel mit einer Frage Spannung: «Hat der Gründungsmythos der Schweiz auch 734 Jahre nach dem Rütlischwur noch eine Bedeutung?»

Die Aufmerksamkeit zu behalten, ist ein weiterer wichtiger Punkt. Wie schaffe ich das?

Indem Sie die Spannung, die Sie zu Beginn schaffen, nicht direkt auflösen, sondern erst auf den Höhepunkt der Rede hin.

Runden Sie Ihre Rede ab, indem Sie zum Beispiel Ihre Botschaft explizit formulieren

Nach dem spannenden Einstieg kommt idealerweise eine Auslegeordnung, dann entwickelt man die Rede Schritt für Schritt, bis sie zum Höhepunkt kommt. Eben zum Beispiel mit der Beantwortung Ihrer Ausgangsfrage. Hören Sie aber nicht hier auf, runden Sie Ihre Rede ab, indem Sie zum Beispiel Ihre Botschaft explizit formulieren: «Darum denke ich, dass der Gründungsmythos der Schweiz auch über 700 Jahre nach ihrer Gründung aktueller ist denn je.»

Angenommen ich habe ein Blackout, Versprecher oder es gibt technische Probleme?

Halten Sie sich nicht damit auf, Versprecher sind menschlich, manchmal sogar lustig.

Rufen Sie ins Publikum, es möge doch etwas näherkommen.

Ein Blackout würde ich selbstironisch thematisieren, und wenn zum Beispiel das Mikrofon ausfällt, hilft nur noch Improvisieren: Rufen Sie ins Publikum, es möge doch etwas näherkommen.

Was sind die häufigsten Fehler bei einer Rede?

Langeweile. Die wird meistens verursacht durch lange und abstrakte Ausführungen. Spannend wird eine Rede immer dann, wenn konkrete Beispiele kommen. Geschichten berühren unser Herz und lassen sich auch nacherzählen.

Mit Manuskript reden oder besser eine freie Rede?

Ich bin ein Fan der freien Rede, unterstützt von einer Stichwortkarte. Wenn jemand die Sicherheit eines Manuskripts braucht, soll er oder sie aber versuchen, die Rede so fest zu verinnerlichen, dass ein Ablesen nicht nötig ist.

Wie gehe ich mit meinem Lampenfieber um?

Versuchen Sie, den Kitzel, den es verursacht, zu nutzen: Das Adrenalin, das das Lampenfieber verursacht, macht Sie hellwach.

Das Gespräch führte Sandra Schiess.

SRF 1, 31.7.2024, 17.20 Uhr ; 

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