«Hyperburner» ist ein einfaches Spiel: Wir fliegen mit einem Raumschiff durch Trümmer. Trotz halsbrecherischer Geschwindigkeit müssen wir kleinste Lücken finden, um so lange wie möglich weiterzufliegen – bevor wir dennoch an einem Felsen oder einer Wand zerschellen. Ein Knopfdruck – und es geht ohne Verzögerung von vorne los.
Damit gehört das Smartphone-Game in das Genre der «Endless Runner», wie der grossartige Klassiker «Canabalt» oder das sehr erfolgreiche «Temple Run» .
Was «Hyperburner» aber besonders auszeichnet, ist die hervorragende, vorbildliche Steuerung. Wir steuern unser Raumschiff, indem wir einen Finger auf einen beliebigen Ort auf dem Bildschirm setzen und ihn dann einfach ein bisschen verschieben, um das Raumschiff in die entsprechende Richtung zu lenken.
Mit nur einem Finger präzise steuern
Das ist vom Prinzip her genau richtig, schliesslich spielen wir auf dem Smartphone. Dennoch machen es viele Rennspiele falsch: sie stellen «virtuelle Knöpfe» dar. So einer reagiert nur, wenn wir genau am richtigen Ort auf ihn drücken. Besonders bei schnellen Rennspielen passiert es aber leicht, dass man mit dem Finger etwas verrutscht und dann den virtuellen Knopf nicht mehr trifft, ohne es zu merken – unser Blick ruht ja auf der Strecke. Und im Gegensatz zu einem realen Knopf spüren wir nicht, wenn wir daneben drücken.
Doch nicht nur das Prinzip wählt «Hyperburner» richtig, auch die Details stimmen. So können wir die Empfindlichkeit der Steuerung frei einstellen – also bestimmen, wie stark wir den Finger bewegen müssen, um das Raumschiff zu lenken. Eine grossartige Idee von «Hyperburner»: Wir fliegen, während wir in Echtzeit den Empfindlichkeits-Regler verschieben. Wir müssen also nicht in die Einstellungen gehen, in einen Level springen, ausprobieren, abbrechen, wieder in die Einstellungen zurück, anpassen – sondern merken sofort, ob uns die Steuerung jetzt gut liegt.
Finger anheben = Pause
Und noch eine absolut grossartige Idee hat «Hyperburner»: Ab und zu brauchen wir eine Pause – das Spiel ist anstrengend und erfordert höchste Konzentration. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen Spielen müssen wir dazu nicht auf einen extra Knopf drücken. Wir nehmen einfach den Finger vom Bildschirm. Zack, Pause. Finger wieder drauf und weiter geht’s.
Das ist eine so einfache, naheliegende, schlichte, elegante Lösung – trotzdem kenne ich kein anderes Spiel, das diese Idee schon hatte. Genial!
«Wipeout 2097» war wohl mein liebstes Playstation-1-Spiel – das kurze, Smartphone-taugliche «Hyperburner» erinnert mich sehr daran. Nicht nur, weil ich eine visuelle und akustische Verwandtschaft höre und sehe. Sondern vor allem, weil «Hyperburner» wie «Wipeout» ein unglaublich gutes Geschwindigkeitsgefühl erzeugt, einen meditativen Sog entwickelt.
Zen in der Kunst des Raumschifffliegens
Um gut zu fliegen, müssen wir wie im Zen unsere Atmung kontrollieren und uns in einen Zustand versetzen, in dem wir ganz ohne Zweifel schon wissen, dass wir durch die Lücke geflogen sind, bevor wir sie überhaupt passieren – wie im japanischen Bogenschiessen («Zaiteki: Der Pfeil existiert im Ziel»).
«Hyperburner» ist so perfekt, dass mir nur ein einziger kleiner Makel einfällt: Das Fadenkreuz, das uns anzeigt, wo das Raumschiff hinfliegt, ist zu hell und deshalb vor dem Hintergrund oft schlecht sichtbar. Hier würde ich mir eine Option wünschen, das etwas dunkler einzustellen. Auf Anfrage per Twitter hat uns der Entwickler versprochen, das in einem zukünftigen Update einzubauen.
«Hyperburner» ist das Erstlingswerk von Bad Potion, einem winzigen Studio aus Sydney. Von Patrick Cook stammt Game-Design und Musik, Eva Godeny ist für das User-Interface-Design verantwortlich. Dass den beiden gleich im ersten Anlauf ein so perfektes Game gelingt, ist erstaunlich. Spielen!
«Hyperburner» ist für iOS. Die Android-Version erscheint am 2. August.