Wenn das Smartphone nicht mehr richtig lädt, kann das am Akku liegen. Doch bevor man sein Handy wütend in den Mülleimer wirft, sollte man besser erst sicherstellen, ob nicht einfach ein falsches oder defektes Kabel die Schuld an der Misere trägt. Wo der Fehler liegt, lässt sich in wenigen Schritten feststellen:
- Reinigen: Um sicherzugehen, dass der Strom auch richtig fliessen kann, reinigt man als erstes den USB-Anschluss am Android-Handy bzw. den Lightning-Anschluss bei einem Gerät von Apple. Das geht zum Beispiel mit einem Zahnstocher. Damit kann man vorsichtig allfälligen Staub aus dem USB-Anschluss entfernen. Wem die fusselige Feinarbeit zu anstrengend ist, kann auch zur Dose mit Druckluft greifen. Achtung: Zum Putzen auf keinen Fall einen metallischen Gegenstand wie eine Briefklammer verwenden, sonst droht ein Kurzschluss.
- Ampere messen: Android-Benutzer können mit einer Gratis-App wie Ampere, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen überprüfen, wie viel Strom tatsächlich an das Handy weitergeleitet wird. Lädt man sein Smartphone am USB-Port eines Computers, sollten das zum Beispiel 500mA (USB 2.0) bzw. 900mA (USB 3.0) sein. Braucht man ein Netzteil, ist dort die Ampere-Angabe in der Regel aufgedruckt. Der Output ist via Netzteil grösser als beim USB-Port vom Computer und beträgt normalerweise zwischen 1 und 2 Ampere.
- Angaben überprüfen: Wenn die gemessenen Ampere deutlich unter der auf dem Netzteil angegebenen Zahl liegen, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht der Akku kaputt, sondern das Netzteil oder das Ladekabel. Für Smartphones von Apple gibt es leider keine entsprechenden Apps, um die Ampere zu messen. Hier muss ein Amperemeter helfen.
- Kabel oder Netzteil auswechseln: Um herauszufinden, ob Kabel oder Netzteil defekt sind, probiert man am besten durch fleissiges Umstecken aus, welche Kombination am meisten Strom durchlässt.
Natürlich kann man als erstes auch einmal schauen, ob sich die Situation allein durch ein neues Kabel bessert. Doch nicht alle Ladekabel leiten Strom gleich gut weiter. Wurde beim Material gespart, kann sich der elektrische Widerstand des Kabels erhöhen. Das Gleiche gilt für längere Kabel, die einen grösseren elektrischen Widerstand haben als kürzere.
Bei manchen Kabeln kann auch das Datenleitungspaar (D+/D-) Probleme machen. Der Akku braucht diesen Kanal, um dem Netzteil mitzuteilen, wie viel Strom er verkraften kann. Kann er diese Information nicht senden, wird er zur Sicherheit nie mehr als 400-500mA beziehen. Gerade ausreichend, um das Smartphone zu laden.
Hat das Kabel bloss einen Wackelkontakt, lässt der sich unter Umständen reparieren. Jedenfalls, wenn es sich um einen Micro-USB-Stecker vom Typ B handelt. Unten sieht man zwei Methoden, um dem Stecker wieder mehr Halt zu geben. Beide sollen allerdings nur mit ausgestecktem (!) Kabel ausprobiert werden:
Do-It-Yourself Lösungen gegen den Wackelkontakt:
Der Nadeltrick:
Mit einer spitzen Nadel kann man die beiden Metalnoppen etwas zurückstossen. So dass sie wieder aus dem Stecker hervorstehen und den Kontakt zum Telefon wieder besser herstellen können.
Der Scherentrick:
Mit einer Schere (idealerweise allerdings mit einer spitzen Zange) drückt man den Stecker in der Mitte (genau zwischen den beiden Noppen) zusammen.
Einmal Kabelsalat mit allem Bitte!
Obwohl sich bei Android-Smartphones mittlerweile Micro-USB B als Standard-Kabel durchgesetzt hat, herrscht noch ein ziemliches Durcheinander, was Ladekabel und Netzteile angeht. iPhones zum Beispiel setzen auf den Apple-eigenen Lightning-Standard, Nexus sind bereits auf Micro-USB vom Typ C umgestiegen.
Auf EU-Ebene sind derzeit Verhandlungen am Laufen, die Hersteller auf einen gemeinsamen Standard zu verpflichten. Auch die Schweiz wird von den Ergebnissen dieser Verhandlungen betroffen sein. Eigentlich wurde erwartet, dass ab Sommer 2017 alle auf dem Schweizer Markt vertriebenen Mobiltelefone mit einem einheitlichen Ladegerät kompatibel sein würden.
Der beim Bundesamt für Kommunikation zuständige Lucio Cocciantelli weiss aber nicht, ob dieser Termin eingehalten werden kann. Doch Cocciantelli gibt sich gegenüber SRF Digital zuversichtlich: Eine Einigung zwischen der EU und den verschiedenen Herstellern könne schnell passieren, sagt er. Kommt es nicht dazu, wird die EU den Herstellern einen gemeinsamen Standard vorschreiben.