Die Spiele heissen «Counter-Strike: Global Offensive», «League of Legends» und «Hearthstone: Heroes of Warcraft». Die ersten beiden werden in Teams mit je fünf Leuten gespielt, bei «Hearthstone » treten zwei Einzelspieler gegeneinander an. Philemon Antony gehört zum Team Maaischguet, das den «Counter-Strike» Final für sich entscheiden konnte.
«Wir sind davon ausgegangen, dass unsere Chancen sehr gut stehen», sagt der 26-jährige Antony zum Sieg über den letztjährigen Schweizermeister Myinsanity. Schliesslich hätte Maaischguet die letzten vier Spiele vor dem Final gewinnen können und sei von vielen als Favorit gesehen worden. Und tatsächlich entschied Maaischguet das Finale in Fribourg mit 2:0 für sich.
Die WM ist keine Goldgrube
Den Sieg ausschweifend gefeiert haben Antony und seine vier Teamkollegen aber nicht: «Wir sind bloss etwas essen und trinken gegangen.» Symptomatisch für die Schweizer E-Sports-Szene, in der es noch recht bescheiden zugeht. Mit Ausnahme von UPC (vormals Cablecom) gibt es hierzulande kaum grosse Sponsoren. Und auch die Preisgelder an Turnieren sind klein oder gar nicht vorhanden.
So wurde auch beim WM-Qualifikations-Final in Fribourg bloss um Ruhm und Ehre gespielt. Preisgeld gab es keines. Aber auch an der WM, die vom 6. bis 9. Oktober in Jakarta stattfinden wird, geht es nicht um das grosse Geld: Die gesamte Preissumme beträgt dort gerade einmal 54'000 Dollar. Für einen einzelnen Gewinner bleiben so nicht mehr als ein paar tausend Dollar.
Für Schweizer das höchste der Gefühle
An Turnieren wie etwa The International, das vom amerikanischen Spieleentwickler Valve veranstaltet wird, sind ganz andere Summen im Spiel. Bei der diesjährigen Ausgabe ging es um insgesamt mehr als 20 Millionen Dollar. Jeder Spieler des siegreichen chinesischen Fünferteams Wings Gaming kassierte fast 2 Millionen Dollar.
Für einen Schweizer ist die WM-Teilnahme das höchste der Gefühle.
An einer E-Sports-WM messen sich deshalb in der Regel nicht die besten Teams. Für die gibt es an anderen Veranstaltungen mehr zu holen. Philemon Antony stört das nicht: «Für einen Schweizer ist die WM-Teilnahme trotzdem das höchste der Gefühle.» Weil ein Schweizer Spieler sonst kaum die Chance habe, an einem grossen Turner mitzumachen.
Der Traum vom Profi-Gamen
Tatsächlich gibt es in der Schweiz mit einer Ausnahme (siehe Kasten rechts) keine Gamer, die bei Profi-Turnieren wie The International ganz vorne mitspielen können. Das liegt nicht zuletzt an den hohen Lebenshaltungskosten. Denn weil neben Preisgeldern auch Sponsorengelder grösstenteils fehlen, kann es sich kaum jemand leisten, nur aufs Spielen zu setzten.
Die Gamer, welche die Schweiz in Jakarta vertreten werden, sind deshalb allesamt Amateure. Auch Antony, der als IT-Berater arbeitet. «Als Kind war es immer mein Traum, Profi zu werden», meint er. Aber weil es in der Schweiz niemanden gebe, der einen fürs Gamen bezahle, werde sich dieser Traum wohl kaum verwirklichen.
Zu klein, um attraktiv zu sein
Am Potenzial der Gamer liegt es nicht: «Ich bin überzeugt, dass in der Schweiz genug Talent vorhanden ist, um im E-Sport an der Spitze mithalten zu können», sagt der Präsident des Schweizer E-Sports-Verbands Vinzenz Kögler. «Aber des Geldes wegen ist es einfach keine sinnvolle Entscheidung, auf diese Karte zu setzen – da ist es noch realistischer, auf eine Fussballkarriere zu hoffen.»
Eine Fussballkarriere ist das realistischere Ziel.
Für grosse Sponsoren sei die Schweiz einfach kein sonderlich wichtiges Land, so Kögler. Internationale Geldgeber hätten meist nur wenig Geld für den Schweizer Markt übrig und würden lieber gleich in Teams aus Deutschland oder Frankreich investieren. Und selbst für einheimische Sponsoren sei der Markt noch zu klein, um attraktiv zu sein.
Qualifikations-Final mit 30 Zuschauern
Der E-Sport ist bei uns in einer Zwickmühle gefangen: Um Sponsoren anzulocken, bräuchte die Schweiz eine grössere Szene mit Profispielern. Voraussetzung dafür wären aber wiederum mehr Sponsorengelder.
So spielt sich in der Schweiz halt alles im kleineren Massstab ab. Während bei internationalen Veranstaltungen Zehntausende den Spielern live zuschauen und Millionen per Stream am Computer dabei sind, waren beim WM-Qualifikations-Final in Freiburg gerade mal an die 30 Zuschauer vor Ort, schätzt Philemon Antony.