ERSTER AKT: Die Indie-Sensation
Es war im Sommer 2011, als ein Raunen durch die Blogsphäre ging. Da war dieser einprägsame Name; Lana Del Rey. Da war dieses unscheinbare, offenbar selbst zusammengeflickte Video zu «Video Games». Und dann war da genau dieser umwerfende Song. «Video Games» schlug in Indiekreisen ein wie eine Bombe. Trotz ihrer aufgespritzten Lippen und gelangweilten Art, diese junge Frau hatte Klasse, Sexappeal und sang sich mit ihrer Stimme direkt ins Herz des Musikfans.
Noch war nur wenig über Sie bekannt, doch die Blogsphäre tat, was sie am besten kann: Sie machte «Video Games» zu einem viralen Erfolg. Spätenstens jetzt war Lana Del Rey, diese neue, mysteriöse Sängerin, in aller Munde. Das tolle «Blue Jeans» folgte und steigerte die Erwartungen in immer höhere Sphären.
ZWEITER AKT: Die ersten Zweifel
Die ersten Abnutzungserscheinungen erschienen bereits gegen Ende 2011. Wie so üblich, wandte sich die Indiepolizei von der mittlerweilen medial omnipräsenten Lana Del Rey ab. Was den Mainstream erreicht hatte, konnte nicht mehr authentisch oder cool sein. Und tatsächlich erschütterten Nachrichten über ihren millionenschweren Vater das bislang gut aufgebaute Image der jungen Trailer-Park Queen.
Doch noch immer überstrahlten «Video Games» und «Blue Jeans» jede noch so kleine Negativgeschichte oder Schmähung. Erst ihr katasrophaler Auftritt bei Saturday Night Life zeigte, dass Lana Del Rey nocht nicht bereit war für die oberste Liga. Es wurden Zweifel laut, ob das Album wirklich so gut werden würde, wie es sich alle erhofften.
DRITTER AKT: Der hohe Fall
Nun ist «Born To Die» erschienen und die weltweite Fachpresse übertrifft sich mit ihren bosartigen Verrissen. Unter den Fans entbrennt der Streit, ob jetzt «Born To Die» ein katastrophales oder eben nur mittelmässiges Album ist. Einig ist sich die Mehrheit: Zu uninspiriert, zu langweilig, zu viele Streicher...das ist nicht jenes Meisterwerk, welches man erwartet hat.Die Musikwelt flucht über «Born To Die» und Lana Del Rey.
EPILOG
Rückblickend ist es bemerkenswert, wie das Konzept der Hinterleute Lana Del Reys aufgegangen ist. Mit Eg White und guy Chambers steckten zwei Hit-erfahrene Songwriter hinter der bürgerlichen Lizzy Grant. Die Retro-Ästethik, die vielen Outfits und auch (ja auch) die aufgespritzten Lippen taten ihr übriges, um Lana Del Rey eine mystische Aura zu verleihen, wie man sie von den grossen Stars der 30er, 40er und 50er Jahre kannte, heute jedoch nur noch selten antrifft.
Die Schuld für die Enttäuschung über «Born To Die» liegt nicht alleine bei Del Rey und ihren Songschreibern, sondern auch bei den Medien, welche sich in diesen neuen Star verliebt hatten und ein Meisterwerk erwarteten. Sie werfen ihr vor, ein Kunstobjekt ohne Integrität zu sein. Und daran scheitert Lana Del Rey. Ihre Musik schafft es nicht, ihre Figur zu tragen.
Lana Del Rey ist das perfekte Beispiel eines perfekt aufgegleisten Hypes, der funktionierte, Millionen verzauberte und nun ernüchtert zurücklässt. Was bleibt ist ein eventuelles (besseres) zweites Album, eine tolle Geschichte und mit «Blue Jeans» und «Video Games» zwei Songs für die Ewigkeit.