90 Menschen starben im November letzten Jahres beim Massaker während des Konzerts der Eagles of Death Metal im Pariser Club Bataclan. Ein halbes Jahr später bezeichnete der Sänger und Frontmann der Band, Jesse Hughes, das Publikum als feige, weil sie sich nicht wehrten und so für die Terroristen ein einfaches Ziel abgegeben hätten. Ausserdem behauptete er, das Sicherheitspersonal des Konzertlokals sei an den Anschlägen beteiligt gewesen. Diese Aussage nahm er zwar später wieder zurück. Doch Hughes stösst mit seinen ultra-konservativen Ansichten vermehrt auch die eigenen Fans vor den Kopf.
«Jeder sollte sich bewaffnen»
Er sieht im Islam die Ursache vieler aktueller Probleme. Seine Lösung: Jeder sollte eine Waffe tragen. Im Gespräch mit dem französischen TV-Kanal iTélé äusserte er sich unter Tränen: «Die strikten französischen Waffengesetze haben das Pariser Massaker nicht verhindert. Solange bis sich niemand mehr bewaffnet, sollte jeder eine Waffe tragen.» Daraufhin wurden die Eagles of Death Metal bei zwei französischen Festivals ausgeladen.
Nicht zum ersten Mal in Gampel
Im Wallis werden sie am Donnerstagabend trotzdem auf der Bühne stehen: Für die Veranstalter des Open Air Gampel sind Jesse Hughes‘ fragwürdige Äusserungen kein Grund für eine Absage. «Wir hatten die Eagles of Death Metal schon zweimal bei uns, sie sind eine coole Rockband und haben nie Probleme gemacht», sagt Kommunikationschef Olivier Imboden.
Dies obwohl der 43-jährige Hughes schon in der Vergangenheit mit heiklen politischen Äusserungen auffiel. So nannte er US-Präsident Barack Obama einen «Communist Cocksucker», bezeichnete George W. Bush als Helden und unterstützt im aktuellen Wahlkampf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. In einem Interview mit dem rechtskonservativen Takis Magazin sieht er die gesamte muslimische Welt als Gefahr für den Westen: «Es ist schon richtig, wenn wir Muslimen gegenüber wachsam sind.»
Veranstalter sehen kein Sicherheitsrisiko
Ist Jesse Hughes mit seinen Hassbotschaften ein Sicherheitsrisiko für das grösste deutschschweizer Open Air? «Wir sind ein Musikfestival und nicht interessiert an Politik. Das sind die privaten politischen Ansichten von Jesse Hughes», meint Gampel-Medienchef Imboden. Tatsächlich? Ein Musiker, insbesondere der Frontmann einer weltweit bekannten Band, wird immer auch als Sprachrohr wahrgenommen und seine Äusserungen in Interviews haben öffentlichen Charakter.
Für Imboden und seine Crew ist die politische Gesinnung eines Musikers zweitrangig. In Gampel zähle nur die Musik und die Party. «Wir hatten in der Vergangenheit linksradikale Bands, auch rechtsradikale Gruppen spielten schon in Gampel. Das interessiert hier niemanden.» Hauptsache Spass. Getreu dem Motto des Festivals: «Iischi Party». Bleibt zu hoffen, dass sich Jesse Hughes dieses Motto ebenfalls zu Herzen nimmt. Seine Hassbotschaften haben an keiner Party etwas verloren.