Voraussichtlicher Hörschmaus
Aus Schweizer Sicht:
Dass die beiden Berner Lo & Leduc am Donnerstagabend um 1.00 Uhr den Tag mit grossem Peng Peng abschliessen werden, freut das Schweizer Hip Hop-Herz besonders! Es muss nicht immer Luxusimportware aus den Staaten oder sonst woher sein, um ein gehöriges Fest zu feiern. Die beiden werden nach Major Lazer und Macklemore die letzten Tanzkräfte mobilisieren. Swear!
Aus musikalischer Sicht
Der zweite Tag am Open Air Frauenfeld setzt in vielerlei Hinsicht Glanzpunkte. Abwechslungsreicher, aktueller und diverse-Geschmäcker-bedienend könnte es kaum sein. Ein erstes Highlight für harmoniebedürftige Ohren ist die letztjährige Überraschung Anderson .Paak .
Mit J. Cole , dem geheimen Überflieger vom letzten Jahr (er verdiente mehr als Ständig-Absahner Dr. Dre oder Kendrick Lamar ), ist den Bookern vom OAFF ein Coup gelungen. Nur wenige Rapper schlagen sich alleine so erfolgreich durch den Hip Hop-Dschungel wie J. Cole. Aber nicht nur das Geld stimmt, sondern auch das Produkt. Mit seiner Live-Band überstrahlt er ALLE anderen aktuellen Hip Hop Crews, ausser vielleicht The Roots .
Wer sagt: «Hip Hop ist doch keine richtige Musik», mag vielleicht ab und zu Recht haben, bei J. Cole verbrennt sich diese Person aber gewaltig die lockersitzende Zunge.
Aus apokalyptischer Sicht
Die vier Jungs von K.I.Z. werden in der zweiten Nacht Rammstein-mässig mit Flammenwerfern auf der Bühne stehen und das Volk zur letzten Party auffordern. Mütter, sagt euren 16-jährigen Kindern, dass sie das Gelände vor diesem Konzert verlassen müssen! Es wird eskalieren! Das ganze Publikum wird ihre Texte auswendig mitrappen. Provokativ, ehrlich, anklagend, energiegeladen. So sind K.I.Z.
Weitere Acts bei denen es sich lohnt, sich durch die Menschenmenge vor die Bühne zu kämpfen: A$AP Ferg , SCH oder die 187 Strassenbande .
Voraussichtliche „Was-wirklich-jetzt“ Momente
Keiner kann verstehen, warum zum Henker jetzt genau 50 Cent und Blumentopf noch auf der Bühne stehen werden. 50 Cent, ja den gibt’s noch und er braucht unbedingt paar Cents. Heruntergehundet, Negativschlagzeilen-schreibend und vergessen. Vor vier Jahren war er DER Held und der Star am Festival, jetzt hat sich das Blatt gewendet. 50 ist verschwunden – irgendwo «In da Club» zu viele Fuffies durch den Klub geschmissen.
Ähnlich gähnend verhält es sich mit Blumentopf. Ja, die können - oder konnten - ganz passabel freestylen. Ja, sie haben einen Legendenstatus. Ja, sie haben mal über die Fussball WM gerappt. Und ja, 6.90m ist ein bekannter Song von ihnen. Aber dass sie jetzt zum x-ten Mal das Line-Up des OAFF zieren, ist ein wenig nervtötend.