… Sondern mit Wichtigerem. Die Zeit könnte nicht besser passen, es scheint als würde sich gerade jetzt eine Lücke bilden, die dringend von gehaltvollem Rap gefüllt werden muss (bei aller riesengrosser Liebe zu inhaltlich befreitem Rap <3). GeilerAsDu passen wie ein Puzzlestück in diese Lücke hinein. Ein Eindruck der SRF Bounce Moderatoren Mauro Wolf & Pablo Vögtli.
Mauro: «Eine musikalische Ohrfeige»
Morgen, strömender Regen, Autobahn und 120 auf dem Tacho. Statt Depression zu schieben bin ich aber voller Freudeneierkuchen: Mein Herz schlägt im Takt des neuen GeilerAsDu Albums «Turbo Mate & Kalaschnikow». Bevor ich es abspiele, drehen sich meine Gedanken; Was kann man erwarten? Wie tönt es? Was haben die Jungs zu sagen? Ich lege los!
Erster Song: «Boys Don’t Cry» – whoa! Musikalische Ohrfeige. Zweiter Song: «Coke Zero» – inhaltliche Abrechnung mit kleinkarierter Oberflächlichkeit. Dritter Song: «5 Minute» – vier Minuten Weltschmerz wie es sich heute gehört. Totaler persönlicher Abriss der Emotionen auf der Autofahrt. Yes! GAD macht mein Hip Hop Herz glücklich!
«be füf Stärne am Meer wetsch ned gseh wie sech anderi as Ufer kämpfet»
Ich skippe ans Ende des Albums, gespannt, ob es gleichermassen stark aufhört, wie es beginnt. Dreizehnter Song: «Reset» – melancholische Anleitung zum persönlichen Neustart. Vierzehnter Song: «Mittelpunkt» – bittersüsse Selbst- und Fremdreflexion über kleinbürgerliche Wichtigtuerei, verpackt in Audio-Pappmaschee. Die Autobahn habe ich vergessen.
Ca. 19 Mal habe ich dieses Album in den letzten drei Wochen durchgehört. In voller Länge. Das will seine Gründe haben!
Pablo: «Mischung aus Gesellschaftskritik und Selbstreflexion»
Also gut, Gründe. So misslich ich es auch finde, ausserhalb des Wirkungskreises von Käse und Wein von Reife zu sprechen, so muss man es doch bei GeilerAsDu tun. Auf «Turbo Mate & Kalaschnikow» dreht es sich inhaltlich um Gesellschaftskritik und Selbstreflexion – die Wut und Trauer der beiden Rapper über Welt- und den eigenen Seelenzustand ist unüberhörbar – aber eben nicht als post-adoleszentes Quengeln, sondern als klar formulierte, fundierte Gedanken zweier Endzwanziger.
Luzi sagt es schön, Mike sagt es
Für mich einer der wichtigsten Punkte des Albums – die unterschiedlichen Stärken der beiden Rapper. Luzi ist ganz klar einer der begnadetsten Lyriker der Schweiz – seine Sprachzeichnungen, Selbstportäts und Mangas sind quirlig, verspielt und genial – und sein Flow etwas extrem eigenes. So auch auf dem neuen Album. Das wirkt aufs ästhetische Bewusstsein – nicht, dass Inhalt zu kurz kommt, nur der Weg zum Verständnis dessen ist oft erst über das Hinauswagen auf die äussersten Ästchen seiner Verse ersichtlich. Mike macht das ganz anders: Mike ist Wucht, Einschlag und Unverblümtheit. Mike ist die emporgestreckte Faust, Luzi der darum schwirrende Phoenix. Diese Stärke kommt vor allem bei nachdenklicheren Themen zum Tragen. Auf «Turbo Mate & Kalaschnikow» ergänzen sich die beiden Rapper zum ersten Mal -für meine Ohren - komplett.
GeilerAsDu waren noch nie so nah an der Verwirklichung ihres Potentials
Musikalisch zeigen sich GeilerAsDu zeitgemäss – ohne dabei in einen Experimentüberschuss zu verfallen, der hätte nämlich vom konzentrierten Inhalt der Texte abgelenkt. Wie sich Luzi z.B. auf «Godzilla» im Singsang durch den Beat schlängelt, ist extrem modern und befreit von den «Hip-Hop-Regeln» und dem Testosteronzwang von 2012 - die letzten Punkte gelten fürs gesamte Album. Ein Riesenwerk.