Warum ist Satanist nicht gleich Satanist?
Georg Otto Schmid, Religionswissenschaftler: «Wir unterscheiden zwischen dem symbolischen Satanismus und dem religiösen Satanismus. Die grösste satanistische Organisation weltweit ist die «Church of Satan». Diese gehört zum symbolischen Satanismus. Diese Satanisten sind im Grundsatz ziemlich harmlos.
Auf der anderen Seite sind die Anhänger des religiösen Satanismus. Diese glauben tatsächlich an Satan. Sie verehren Satan, bringen Opfer für ihn und da kommt es dann tatsächlich zu grausamen Ritualen.»
«Church of Satan» und symbolischer Satanismus, häää?
Schmid: «Die «Church of Satan» (kurz COS) wurde im 20. Jahrhundert in Kalifornien von Anton Szandor LaVey gegründet. Er war ein Zirkusmann, war so ein richtiger Showman. Sein Ansatz ist der symbolische Satanismus. Heisst: Da gibt es den Satan gar nicht wirklich. Man nennt sich zwar Satanist und nennt sich «Church of Satan», ist aber atheistisch orientiert. Im Grund gibt es weder Gott, noch Satan. Der Mensch ist das Höchste aller Wesen.
Warum brauchen sie den Satan überhaupt, wenn sie doch gar nicht an diesen Kerli glauben? Die Begründung von LaVey war: «Wir sollten alle Atheisten sein, aber wir Menschen brauchen einfach ein Symbol zum dran glauben. Und es braucht ein Symbol, das für Stärke steht, für Autonomie, für Souveränität und dafür ist Satan geeignet.» Also bewusst eine Gottheit verehren, obwohl man nicht an deren Existenz glaubt, weil man es als Symbol psychisch braucht, das ist die Idee von der COS.»
So, jetzt wollen wirs aber wissen... V. Noir ist Satanist und Anhänger der «Church of Satan». Ist er wirklich nicht böse?
V. Noir, «Church of Satan»-Mitglied: «Satanismus ist nicht gleich Satanismus. Die meisten denken bei Satanismus an Teufelsanbetung. Ob es das tatsächlich gibt und was die Leute in solchen Zirkeln machen, ich weiss es nicht und es interessiert mich auch überhaupt nicht. Weil das ist der grosse Unterschied. Wir Satanisten von der «Church of Satan» sind KEINE Teufelsanbeter.
Weil diese Teufelsanbeter, die glauben ja an einen Teufel und an Dämonen. Die glauben, dass wenn man irgendwelchen Tieren weh macht, diese opfert, dann ist man der teuflischen Ideologie näher. Wir hingegen würden zum Beispiel niemals einem Tier was zu Leide tun. Tiere sind für uns genau gleich gestellt wie Menschen. Absolut. Wir schänden auch keine Jungfrauen und opfern keine Babys. Das ist ein ganz klarer Unterschied.»
Gibt es gefährlichen Satanismus in der Schweiz?
Christoph Casetti, Bischofsvikar: «Ja sicher gibt es das! Ein Bereich, der sehr tabuisiert wird, ist der Bereich der rituellen Gewalt. Heisst, dass im Zusammenhang mit ritueller Gewalt gefoltert, getötet und missbraucht wird. Auch hier in der Schweiz.
Das passiert systematisch in sehr verborgenen Zirkeln. Die stehen unter einem grossen Schweigegebot. In diesem Zirkel sind auch Ärzte, Polizisten und Juristen dabei. Das ist eine höchst verschwiegene und höchst verborgene Realität.»
Wie bitte? Es gibt tatsächlich rituellen Missbrauch in der Schweiz?
Schmid: «Es ist zuletzt eine Glaubensfrage. Gibt es da eine grosse Verschwörung und rituelle Gruppen die foltern und töten oder ist das eine Erinnerung, welche in Trance entsteht? In Trance kann man sich nämlich auch erinnern, dass man UFOs gesehen hat oder man erinnert sich auf einmal an frühere Leben. Also wenn es diesen rituellen Missbrauch gibt, dann gibt es auch UFOs, die uns entführen. Ich bin kritisch.»