Fast auf den Tag genau vier Jahre ist es her, seit Zach Condon mit seinem von Balkan-Folk inspirierten Projekt Beirut sein bislang bestes Album «The Rip Tide» veröffentlicht hat.
Nach dem Release von «The Rip Tide», zwischen 2011 bis 2013, haben Beirut dann zwei Jahre lang praktisch ununterbrochen getourt - bis es einfach nicht mehr ging. 2013 wurde Condon wegen Erschöpfung ins Spital eingeliefert und musste haufenweise Tourdaten absagen.
Auch musikalisch lief es in der Zwischenzeit eher nicht so rosig: Die Arbeiten an einem neuen maximalistischen Meisterwerk gerieten ins Stocken. Schliesslich entschied sich Condon dazu, sein neues Album «No No No» mit einem ungewohnt reduziertem Lineup aufzunehmen. Und das ist leider unüberhörbar.
Zwar gibt es auch auf «No No No» wieder ein paar richtig tolle Songs (allen voran der grossartige Opener «Gibraltar»), im Grossen und Ganzen macht das Album aber einen irgendwie... unfertigen Eindruck. Dazu kommt: Das Album ist nur gerade 29 Minuten lang.
Ja, die Bläser sind immer noch da und das Piano klimpert fröhlich vor sich hin wie eh und je. Die rasch improvisierten und spontanen Aufnahmesessions haben aber auch ein paar äusserst spärlich arrangierte Songs hervorgebracht, die man lieber noch einmal überarbeitet hätte.
So fühlt man sich beim Hören von «No No No» leider allzu oft so, als ob man hier gerade eine Prüfung von jemandem korrigieren muss, der sich geweigert hat, sein Geschreibsel wenigstens ein einziges Mal nochmals durchzulesen. Schade.
Eines gleich vorweg: Nein, auf dem dritten Album der Jackets wird das Rad der Rockmusik nicht neu erfunden. Trotzdem trifft ihr hervorragendes Garage Rock-Album «Shadows Of Sound» die exakt richtigen Noten.
Das neue Album des Trios aus Bern & Zürich strotzt nämlich nur so von tollen Songs, coolen Melodien und krachigen Riffs.
Ja, ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen: «Shadows Of Sound» finde ich so gelungen, dass diese Platte locker mit allem mithalten kann, was dieses Jahr aus amerikanischen Garage Rock-Hochburgen wie San Francisco oder Memphis gekommen ist.
Apropos: Ein cooles Garage Rock-Album aus der Schweiz? Da muss selbstverständlich Altmeister Reverend Beat-Man auch seine Finger im Spiel haben. «Shadows of Sound» erscheint nämlich auf seinem Qualitätslabel «Voodoo Rhythm». Fazit: Ein lautes, krachiges YEAH!
Das zweite Studioalbum von Rapper Jay Rock heisst «90059». Hinter dieser fünfstelligen Zahl versteckt sich - suprise, surprise! - eine Postleitzahl. Und zwar jene von Watts, ein Quartier im Süden von Los Angeles und gleichzeitig der Ort, wo Jay Rock aufgewachsen ist.
Jay Rocks zweites Zuhause ist die «Black Hippy»-Crew. Wenig überraschend also, dass auf seinem neuen Album haufenweise Label-Homies von ihm vorbeischauen. ScHoolboy Q ist da, Ab-Soul hat einen Gastauftritt und selbstverständlich darf auch der Grosse Kendrick Lamar nicht fehlen.
Jay Rocks bislang grösster Auftritt im Rampenlicht war sein Feature auf Kendrick Lamars «Money Trees». So macht es also nur Sinn, dass sich Lamar auf «90059» revanchiert. Leider ist ausgerechnet «Easy Bake» einer der schwächsten Tracks des Albums.
Auch «Money Trees Deuce», die Kendrick Lamar-lose Fortsetzung von «Money Trees», kann die Kohlen nicht aus dem Feuer holen. Viel besser: «Fly on the Wall», eine Kollaboration mit Busta Rhymes.
«90059» fliesst angenehm daher, kaum ein Track fällt ab. Leider ist die Scheibe etwas highlightarm geworden. Der erwartete grosse Wurf ist das Album also nicht, für Hip Hop-Fans trotzdem eine Empfehlung wert.