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Wissen tanken Die Autobahn A1 - eine Hassliebe

Vor 53 Jahren eröffnete das erste Teilstück der Autobahn A1. In Mitte jubelnder Menschen übergab Bundesrat Hans-Peter Tschudi die Grauholz-Autobahn dem Verkehr. Die Begeisterung der Bevölkerung flachte aber schon bald ab. Heute kämpfen wir mit überlasteten Strassen und Umweltverschmutzung.

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Zahl der Autofahrer in der Schweiz stark zunahm, wurde der Ruf nach einer Autobahn immer lauter. Während in den anderen Ländern Europas 1950 bereits Autobahnen existierten, wurde in der Schweiz erst 1956 eine Volksinitiative dazu lanciert. 85% der Bürger stimmten zu.

Anfängliche Autobahn-Euphorie

Die Grauholzautobahn, die erste vom Bund finanzierte Nationalstrasse, wurde 1962 von Bundesrat Tschudi eröffnet. Pünktlich zur Expo Lausanne 1963 eröffnete bereits die Autobahn Genf – Lausanne. Die Schweiz verfiel in eine Autobahn-Euphorie. Die Eröffnungen der Teilstücke wurden gefeiert, ja sogar zelebriert. Die Ingenieure verwirklichten ihre Träume aus Beton in Kunstbauten. Häuser direkt an der Autobahn galten als Glücksgriff.

Gesinnungswandel in den 1970er-Jahren

Der erste Dämpfer erhielt die Euphorie 1973. In der Ölkrise fuhr kein Auto mehr, die Autobahn wurde für Velotouren genutzt. Auch hatte sich der Verkehr viel stärker entwickelt, als ursprünglich angenommen. Die Folge waren mehr Umweltverschmutzung, Unfälle und Lärm. In den 1980er-Jahren wurde die Gesellschaft zudem immer umweltbewusster, die Forderungen der Ökologen grösser. Ingenieure bauten vermehrt Tunnel, um die Umwelt, Landschaft und die Menschen zu schonen. Der Bau weiterer Teilstücke gestaltete sich schwieriger. Besonders die Strecke Murten – Yverdon stiess auf grosse Ablehnung.

Kostenexplosion

In den 1990er-Jahren stand die Frage nach dem Preis des Strassenbaus im Zentrum. Als 1960 die Autobahnen der Schweiz geplant wurden, schätzte man den Bau auf 12 Milliarden Franken. Bis heute wurde mehr als das 6-fache ausgegeben. Ein Kilometer Nationalstrasse kostete damals durchschnittlich 47 Millionen Franken, heute sind es 260 Millionen Franken. Der Autobahntraum war in der Realität angekommen. Der Strassenbau musste günstiger sein und seinen Zweck erfüllen. Die Gelder wurden vermehrt in den Bahnausbau investiert.

Keine Lösung in Sicht

Heute kämpft die Schweiz besonders in den Agglomerationen mit einer Überlastung der Strassen. 4.4 Millionen Personenwagen sind auf Schweizer Strassen unterwegs, welche für ein paar tausende Fahrzeuge gebaut wurden. Stau, Lärm und Abgase sind die Folgen. Mit der Zunahme der Bevölkerung wird die Herausforderung der optimalen Verkehrslenkung auf der Autobahn immer grösser.

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