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SRF DOK Ein Blick in die verschwiegene Welt der Schweizer Privatbanken

Superreiche Schurken, Schweizer Banken und das Bankgeheimnis sind Stoff für internationale Krimis. Ein Blick hinter die Kulissen einer Schweizer Privatbank ist laut Dokfilmer Werner Schweizer fast unmöglich. Mit dem Porträt des Whistleblowers Rudolf Elmer gelang dem Filmautor aber genau das.

Zur Person

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Legende: dschointventschr.ch

Werner Schweizer (*1955 in Kriens) ist Filmautor, Produzent und Winzer. Er realisiert Dokumentarfilme für Fernsehen und Kino sowie Spielfilme. Er lebt in Zürich und Ligerz/BE.

SRF DOK: Was waren die grössten Herausforderungen bei der Entstehung des Filmes?

Werner Swiss Schweizer: Schweizer Banken und unser Bankgeheimnis kommen ja in fast jedem internationalen Krimi vor. Wir Schweizer wissen, dass viele superreiche Schurken und Steuerhinterzieher von diesem Bankgeheimnis profitieren. Einen filmischen Blick hinter die Kulissen einer Schweizer Privatbank und ihrer Offshore-Geschäfte zu werfen ist fast unmöglich. Erst die Geschichte eines Bankers, der in diesem System lebte und später zum kritischen Gegner wird, eröffnete mir die Chance, etwas mehr zu verstehen. Aber die Fülle der Bankenskandale der letzten vierzig Jahre hat mich doch auch erschüttert.

Welche Begebenheiten beim Dreh haben Sie am meisten überrascht?

Ich rechnete nicht damit, dass der Prozess gegen Rudolf Elmer durchgeboxt würde, obwohl er krankgeschrieben und in eine Klinik eingeliefert war. Deshalb hätte ich diesen Prozesstag beinahe verpasst.

Zudem überraschete mich, dass sowohl die Privatbank Julius Bär wie auch die Zürcher Staatsanwaltschaft sich nach langem Bitten nicht vor der Kamera äussern wollten. Obwohl sie ja das Gefühl haben, die «good guys» in dieser Affäre zu sein, also das Recht und die Moral auf ihrer Seite zu haben.

Was war die erstaunlichste Reaktion auf ihren Film?

Dass gleich ein paar Wochen nach der Premiere der Skandal mit den Panama-Strohfirmen aufflog. Wie eine Bestätigung meines Filmes!

Bei den Vorführungen habe ich gemerkt, dass der Ruf der Schweizer Banken bis weit ins Bürgertum hinein schlecht ist und sich viele, nicht nur Linke, über die Manager und Abkassierer der Grossbanken masslos ärgern.

Was ist seit der Fertigstellung des Films geschehen – bei den Protagonisten, bei Ihnen?

Rudolf Elmer hat nach den Filmvorführungen viele positive Reaktionen erhalten, sowohl vom Publikum wie auch in den Medien. Endlich wird seine Botschaft auch zur Kenntnis genommen.

Im Juni fanden zwei Prozesse vor dem Zürcher Obergericht statt – die Urteile stehen noch aus. Zudem hat Rudolf Elmer auch einen Prozess gegen die Diffamierungen als «Datendieb» in der «Weltwoche» gewonnen.

(Anmerkung auf Hinweis von Alex Baur/Weltwoche: «Das Urteil in der Feststellungsklage der Persönlichkeitsverletzung von Rudolf Elmer ist noch nicht rechtskräftig.»)

Persönlich bin ich gegenüber dem Schweizer Bankensystem und ihrer Aufsicht noch skeptischer als vor dem Film. Ein erneuter Bankencrash – zum Beispiel bei der Credit Suisse – kann ich mir durchaus vorstellen.

Bei welchem Dokumentarfilm bzw. Spielfilm hätten Sie gerne selbst Regie geführt?

Beim Dokfilm «End of Time» von Peter Mettler – wegen der sensationellen Drehorte, die er auf der ganzen Welt gefunden hat. Und beim Spielfilm «Money Monster» – sowohl wegen des Themas wie auch wegen der SchauspielerInnen....

Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen und warum gerade diesen?

Gerade habe ich den Dokfilm «Demain» (oder Tomorrow) gesehen. Ich ging selten so gut gelaunt aus dem Kino, mit dem Gefühl, es ist doch nicht alles verloren. Es gibt durchaus überzeugende Alternativen zu unserem Turbo-Kapitalismus. Und so viele sympathische Menschen auf der ganzen Welt, die sich unspektakulär, aber wirkungsvoll für eine bessere Zukunft engagieren.

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