Memeti ist bei Politik und Medien gleichermassen beliebt. Die «Sonntagszeitung» kürte ihn jüngst gar zum Schweizer des Jahres 2014.
«Alle Beteiligten am Projekt 'Haus der Religionen – Dialog der Kulturen‘ wissen sich der unverletzlichen Würde des Menschen, dem Gedanken der Toleranz und des gegenseitigen Respekts verpflichtet», heisst auf der Website des Hauses der Religionen.
Dialog, Offenheit, Austausch – alles nur schöne Worte?
Natürlich, Inklusion ist wichtig – gerade im interreligiösen Dialog. Sie fördert unter anderem auch die Bereitschaft, eigene Positionen zu überdenken, mit denen bisher Differenz definiert wurde. Institutionen wie das «Haus der Religionen» tragen hierzu bei und erfüllen mithin eine zentrale Aufgabe.
Franziska Teuscher, grüne Vorsteherin der Direktion Bildung, Soziales und Sport in der Berner Stadtregierung, sprach anlässlich der Eröffnung von Memetis Moschee am Europaplatz Ende April 2015 davon, dass das Haus der Religionen ein «Symbol für die Offenheit» sei, «ein Ort, wo alle hingehen und sich austauschen können».
All das tönt wunderbar – und ist es natürlich auch. Keiner ist dagegen. Alle finden es gut, ja dringend nötig. Womit man hier schliessen könnte – wenn denn klar wäre, was damit genau gemeint ist. Was heisst zum Beispiel Toleranz konkret? Wo fängt sie an? Und wo endet sie? Wer nachfragt, bekommt erstaunliche Antworten.
Unbequeme Fragen offen diskutieren
Wie hält es Mustafa Memeti zum Beispiel mit den Homosexuellen? Die sollten «nicht mehr in die Moschee kommen», sagt Memeti offen. Und weiter: Ein Homosexueller bekomme «keine Legitimität» vom Islam, also auch «keine Segnung».
Wir erinnern uns: Wendelin Bucheli, der katholische Pfarrer der Urner Gemeinde Bürglen, löste Anfang Jahr mit der Segnung eines homosexuellen Paares einen Eklat aus. Die Reaktion des Bistums Chur auf das Bekanntwerden dieser Segnung führte zu einer Welle der Empörung. Die Öffentlichkeit diskutierte die katholische Haltung zur Homosexualität einmal mehr intensiv – zu Recht. Nur: Solch intensive Diskussionen würde man sich auch in Zusammenhang mit anderen Religionen und ihren Vertretern wünschen.
Dialog ist wichtig – aber ein Dialog, der auch unbequeme Fragen stellt und diese nicht aus Bequemlichkeit oder «political correctness» bagatellisiert oder tabuisiert.