Beim Bau des ersten Gotthard-Eisenbahntunnels im 19. Jahrhundert gab es 199 Tote. Das sind 13,3 Opfer pro Kilometer Tunnel. Beim Gotthard-Strassentunnel vor gut 30 Jahren waren es noch 19 oder 1,2 Tote pro Kilometer Tunnel. Beim neuen Gotthard-Basistunnel, ein Röhrensystem von 152 Kilometern Länge, kamen 9 Tunnelbauer ums Leben. Das ergibt eine Todesrate von 0,17 Toten pro Kilometer Tunnel. Die Verunglückten kamen, wie schon beim Gotthard-Strassentunnel allesamt aus dem Ausland.
Wurden früher in etwa je ein Drittel der Verunglückten von Wagen oder Lokomotiven zerquetscht, von Felsen erschlagen oder durch Dynamit zerfetzt, so scheint der Tod heute überall präsent.
«Heute passieren selten Unfälle dort, wo es wirklich gefährlich ist», resümiert Jakob Lehner, der Sicherheitsbeauftragte der Baustelle Sedrun. Gefährlich sind heute sogenannte Bagatellunfälle. «Dreck im Auge, Finger eingeklemmt, Hand verstaucht. Aber dass aus einem solchen Ereignis auch ein schwerer Unfall werden könnte, das ist ein sehr kleiner Schritt. Ein Zufall.»
«SRF DOK» gedenkt den Verunglückten
† 8. Juni 2000
Andreas Reichhardt sprach kurz vor seinem Tod in einem Fernsehinterview über die Gefahren im Schacht.
† 12. März 2002
Mit dem Job in der Schweiz ging für Jacques Du Plooy ein Traum in Erfüllung. Der Südafrikaner kam mit seinem Vater.
† 3. April 2003
Der Tunnelbau am Gotthard war für Heiko Bujack «ne richtig grosse Sache».
† 11. September 2003
In der Kantine von Amsteg erinnert ein kleiner Hausaltar an den Österreicher Albert Ginzinger.
† 21. Januar 2005
Es wäre sein letzter Arbeitstag gewesen. Salvatore di Benedetto wollte aufhören – seiner Mutter zuliebe.
† 21. Januar 2005
Der Italiener Andrea Astorino, 31, war der Sonnenschein des Tunnels. Ein heiterer, ein beliebter Kollege.
† 23. November 2006
Der Deutsche kam mit Frau und Kind im Sommer 2005 nach Sedrun. Die Arbeit dort gefiel ihm nicht, er wollte aufhören.
† 24. Juni 2010
Der Deutsche führte Besucher in den Tunnel. Bei seinem Unfall blickte ihm RTS-Journalist Raphaël Engel in die Augen.
† 16.Juni 2012
Der Tunnel liess Beppe Liuzzo nicht mehr los. Nur mit dem Lohn aus der Schweiz konnte der Sizilianer für seine Familie aufkommen.